Bla­ma­ble Plei­te der Krebs­the­ra­pie am Gar­chin­ger Reaktor

Mein Land­tags­kol­le­ge Dr. Mar­kus Büch­ler und ich haben im Baye­ri­schen Land­tag eine Schrift­li­che Anfra­ge zur medi­zi­ni­schen Nut­zung des Gar­chin­ger For­schungs­re­ak­tors gestellt, um her­aus­zu­fin­den, ob denn Krebs­be­hand­lun­gen in der Bestrah­lungs­an­la­ge erfolg­reich sind und eine tat­säch­li­che Aus­las­tung der Anla­ge bestehe. Die Ant­wor­ten auf unse­re Fra­gen waren sehr aufschlussreich!

Die Krebs­the­ra­pie, der angeb­lich gro­ße medi­zi­ni­sche Nut­zen des Gar­chin­ger For­schungs­re­ak­tors, hat sich als eine kolos­sa­le Plei­te her­aus­ge­stellt. Die Zahl der Behand­lun­gen lag min­des­tens 95 % unter dem erwar­te­ten Wert. Außer­dem wur­de sie schon 2015 klamm heim­lich eingestellt.

Die Ent­wick­lung der Krebs­be­hand­lun­gen am Gar­chin­ger For­schungs­re­ak­tor ist Mus­ter­bei­spiel der lee­ren Ver­spre­chun­gen der TU Mün­chen über den angeb­li­chen medi­zi­ni­schen Nut­zen des Reak­tors. Nach­dem 2014 kein ein­zi­ger Pati­ent und 2015 noch fünf Pati­en­ten behan­delt wur­den, wur­de die Bestrah­lungs­an­la­ge still­schwei­gend ein­ge­stellt. Ins­ge­samt war sie neun Jah­re in Betrieb. Dabei wur­den jähr­lich durch­schnitt­lich 14 Pati­en­ten behan­delt und nur an 24 Tagen im Jahr haben Bestrah­lun­gen stattgefunden.

Clau­dia Köh­ler MdL, 09.06.2020

In dem Zusam­men­hang ver­wei­se ich auf eine Aus­sa­ge des Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­ums aus dem Jahr 2004: „In einer Anfra­ge von Ruth Pau­lig phan­ta­sier­te man damals von einem Tag/Nachtbetrieb und über­leg­te allen Erns­tes ob die Anla­ge an fünf oder an sie­ben Tagen Tage die Woche betrie­ben wer­den soll.“ Wört­lich heißt es in der dama­li­gen Ant­wort: „Zu Beginn wird von einer Teil­aus­las­tung der vor­han­de­nen Kapa­zi­tät mit bis zu 120 Pati­en­ten pro Woche aus­ge­gan­gen“. Tat­säch­lich ist man gera­de in den gesam­ten 9 Jah­ren auf 126 Pati­en­ten gekommen.

Nach Ansicht mei­nes Land­tags­kol­le­gen Dr. Mar­kus Büch­ler wird der medi­zi­ni­sche Nut­zen des FRM immer ger­ne in der Öffent­lich­keits­ar­beit der TU nach vor­ne gescho­ben, wenn es um die Akzep­tanz des Reak­tors schlecht bestellt ist.

Frü­her hat man mit der Strah­len­the­ra­pie gewor­ben, heu­te sind es radio­ak­ti­ve Iso­to­pe wie Lute­ti­um oder Tech­ne­ti­um, die am Reak­tor her­ge­stellt wer­den kön­nen.. Dabei wird immer ger­ne ver­schwie­gen, dass man die­se medi­zi­ni­schen Stof­fe meist auch anders her­stel­len kann und vor allem, dass man dazu kei­nen Reak­tor mit hoch-ange­rei­cher­tem Uran braucht.

Mar­kus Büch­ler MdL, 09.06.2020

Kurio­ser­wei­se hat die TU dann Ende März die­ses Jah­res auch noch ange­bo­ten, dass man mit dem FRM einen Bei­trag zur Coro­na­for­schung leis­ten könn­te. Gleich­zei­tig sorg­te man aber mit einer unvor­stell­ba­ren Schlam­pe­rei dafür, dass inner­halb einer Woche so viel radio­ak­ti­ves C14 in die Luft abge­las­sen wur­de, dass der Reak­tor auf abseh­ba­re Zeit nicht in Betrieb gehen wird. „Doch bis­her war kein Bedau­ern der deut­schen Viro­lo­gen über den Aus­fall des FRM zu hören. Die Bekämp­fung der Pan­de­mie wird nicht am Feh­len des Gar­chin­ger Reak­tors schei­tern.“, kom­men­tier­te Büchler.

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