World Men­tal Health Day: Psy­chisch erkrankt – wie gelingt der Weg (zurück) in den Beruf?

Anläss­lich des World Men­tal Health Day am 10. Okto­ber haben wir mit der Ver­an­stal­tung „Psy­chisch erkrankt – Wie gelingt der Weg (zurück) in den Beruf?‘‘ die Viel­schich­tig­keit und Aktua­li­tät die­ser Pro­ble­ma­tik the­ma­ti­siert. Mei­ne Kol­le­gin­nen Kers­tin Celi­na, sozi­al­po­li­ti­sche Spre­che­rin und Orga­ni­sa­to­rin sowie Bar­ba­ra Fuchs, wirt­schafts­po­li­ti­sche Spre­che­rin und ich als haus­halts­po­li­ti­sche Spre­che­rin, ergänz­ten die sozi­al­po­li­ti­sche Sicht­wei­se durch betrieb­li­che Erfah­run­gen und finan­zi­el­le Betrach­tun­gen. Zusätz­lich zu den ein­ge­la­de­nen Betrof­fe­nen und Expert*innen gab es zu unse­rer gro­ßen Freu­de auch vie­le Online-Teilnehmer*innen.

Frau Ilo­na Eng­lert, Lei­te­rin der Reha­bi­li­ta­ti­ons­ein­rich­tung St. Micha­el berich­te­te über die Erfol­ge und Her­aus­for­de­run­gen ihrer Arbeit und schil­der­te das Schick­sal zwei­er jun­ger Rehabilitand*innen. Etwa 18 Mil­lio­nen Men­schen lei­den in Deutsch­land jedes Jahr an psy­chi­schen Krank­hei­ten. Da der Sui­zid für psy­chisch Kran­ke oft als ein­zi­ger Aus­weg erscheint, ist die Unter­stüt­zung und Reha­bi­li­ta­ti­on die­ser Men­schen mit einer durch­gän­gi­gen ärzt­li­chen Betreu­ung und einem per­so­na­li­sier­ten Plan umso wich­ti­ger. Frau Eng­lert sprach auch eini­ge Pro­ble­me an, wie etwa Fall­pau­scha­len, die zu immer kür­ze­ren Kli­nik­auf­ent­hal­ten füh­ren und for­der­te ein schnel­le­res Bear­bei­tungs­ver­fah­ren zur schnel­le­ren Ein­wei­sung in eine Reha­ein­rich­tung, sowie mehr Ver­ständ­nis der Umwelt. In Zei­ten von Coro­na hat sie zusam­men mit ihrem Team eine digi­ta­le Reha und ande­re Ange­bo­te umge­setzt, die auch in Zukunft als Ergän­zung zu prä­sen­ten Ange­bo­ten die­nen können.

Es folg­te ein digi­ta­ler Vor­trag der Diplom-Psy­cho­lo­gin Nico­le Scheib­ner, die Arbeit­ge­ber und ‑neh­mer im Umgang mit psy­chi­schen Krank­hei­ten berät. Die Ursa­che für die stei­gen­den Zah­len von psy­chi­schen Krank­hei­ten sieht sie unter ande­rem in der gefor­der­ten stän­di­gen Erreich­bar­keit und den all­ge­mein hohen Erwar­tun­gen des Arbeits­mark­tes. Obwohl psy­chi­sche Krank­hei­ten im Beruf ein Tabu­the­ma sind, sieht sie eine stei­gen­de Ten­denz der Unter­neh­men, sich zu infor­mie­ren und aktiv zu wer­den. Neben dem betrieb­li­chen Ein­glie­de­rungs­ma­nage­ment (BEM), gibt es auch Bera­tungs­stel­len für klei­ne und mit­tel­stän­di­sche Unter­neh­men und Ein­glie­de­rungs­zu­schüs­se als finan­zi­el­len Aus­gleich. Betrof­fe­nen emp­fiehlt sie ein offe­nes Gespräch mit dem Arbeit­ge­ber, jedoch ist dies für jun­ge Berufs­ein­stei­ger oder Men­schen mit befris­te­tem Arbeits­ver­hält­nis ris­kant. Men­schen aus dem Umfeld von psy­chisch Kran­ken rät Nico­le Scheib­ner dazu in einem ver­trau­li­chen Gespräch, Hil­fe anzu­bie­ten und auf auf­fäl­li­ge Ver­hal­tens­än­de­run­gen zu achten.

Im Dia­log mit den anwe­sen­den Gäs­ten und den Online-Teilnehmer*innen kamen wich­ti­ge Impul­se und es konn­ten vie­le Fra­gen geklärt wer­den. Es “lohnt” sich immer, in die Men­schen und ihre psy­chi­sche Gesund­heit zu inves­tie­ren — mensch­lich und wirt­schaft­lich. Uns als Politiker*innen wur­de mit­ge­ge­ben, fle­xi­ble Arbeits­mo­del­le und Teil­zeit­aus­bil­dun­gen zu för­dern und durch Ver­an­stal­tun­gen wie die­ser eine Sen­si­bi­li­sie­rung für das The­ma zu errei­chen. Wir alle kön­nen dar­an arbei­ten, Vor­ur­tei­le abzu­bau­en und psy­chi­sche Krank­hei­ten offen anzusprechen!

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