Die Gemeinschaft Katholischer Soldaten lud mich zum Gedenken an 80 Jahre Kriegsende zur Veranstaltung in die Ernst-Bergmann-Kaserne im Norden Münchens. Herr Hauptmann Nüßle bat Zeitzeug*innen, Soldat*innen, Seelsorger*innen, Schulklassen und Politiker*innen zum Dialog.
Alle mahnten in ihren Beiträgen, die Demokratie zu verteidigen, es nie wieder so weit kommen zu lassen, dass ein Krieg unsere Familien, unsere Städte zerstöre und unsägliches Leid über Jahrzehnte bereite.
Michael von Ferrari , mir bekannt als früherer Umweltreferent von Haar, zeigte seinen berührenden Film “Ruinenschleicher und Schachterleis” über das Nachkriegs-München. Diesen Film kann ich jedem nur ans Herz legen — gerne vermittle ich den Kontakt für eine Vorführung. Anrührend und doch sachlich wird hier Geschichte gezeigt, Bilder aus dem zerstörten München, in dem die heute über 90-jährigen Zeitzeug*innen als Kinder aufwuchsen, das Kriegsende und die Ankunft der amerikanischen Soldaten erlebten. Die gemeinsamen Aufräumarbeiten und die Erlebnisse der damaligen Jugendlichen, die unbeaufsichtigt in den Ruinen spielten.
Anschließend kamen einige Zeitzeug*innen zu Wort. Eine Frau beeindruckte mich besonders. Sie mahnte: “Meine Familie war immer gegen die Nazis. Aber alle haben gesagt, wenn der Hitler und seine Nazis in der Regierung seien, dann würden sie sich schon blamieren, dann wäre es gleich vorbei. Und das war eben nicht so, nach wenigen Wochen begann der Terror. Da muss man heute aufpassen, dass das nicht wieder passiert.”
Das spannende Verhältnis von Militär und Glaube war mir genau in dieser Woche, bei der Enthüllung der Gedenktafel in Ismaning, als Militärangehörige versucht haben, über den Sender des Bayerischen Rundfunkts zum Widerstand aufzurufen, schon einmal begegnet. Bei der “Freiheitsaktion Bayern” begründeten die Offiziere genau aus ihrem christlichen Verständnis heraus, Widerstand gegen die Nazi-Diktatur leisten zu müssen.
In diesen Wochen anlässlich 80 Jahren Kriegsende müssen wir uns bei den Gedenkveranstaltungen erinnern, dass beim deutschen Angriffskrieg grausame Verbrechen begangen wurden, der Krieg zahlreiche Opfer verursachte, die Wehrmacht Kriegsverbrechen verübt und den Holocaust, das schrecklichste Verbrechen der Menschheitsgeschichte, ermöglicht hat.
In bewusster Abkehr von dieser Tradition der Wehrmacht ist die Bundeswehr die Parlamentsarmee der demokratischen Bundesrepublik. Nicht einem Führer verpflichtet, sondern dem Grundgesetz und damit der unantastbaren Menschenwürde.
Und trotz der langen Friedenszeit für Deutschland tobt seit 2022 in der Nähe zu Deutschland, nämlich in der Ukraine, erneut ein schrecklicher Krieg. Die Total-Invasion Russlands zeigt, wie unverzichtbar militärische Verteidigung ist. Die ukrainische Armee verteidigt nicht nur die Ukraine, sondern damit alle freien Länder in Europa und somit auch die freiheitliche Gesellschaftsordnung hier bei uns. Die Unterstützung dieser Verteidigung der Ukraine ist m.E. unverzichtbar. Teile der Bundesregierung waren in den letzten Jahren zu zögerlich. Der verbrecherische russische Angriff kann nur mit einer starken militärischen Leistung gestoppt werden. Dann können Waffenstillstand, Verhandlungen und hoffentlich auch Frieden erreicht werden. Allerdings nicht dadurch, dass sich die Ukraine dem Angreifer unterwirft.
Und — für eine langfristige Friedensordnung wäre es wichtig, die Kriegsverbrecher auch strafrechtlich zu verfolgen. Putin sollte vor einem Internationalen Gericht angeklagt werden.
Angesichts dieser dramatischen und aktuellen Herausforderungen, auf die wir uns nicht gut vorbereiten konnten und nicht vorbereitet haben, finde ich, Soldat oder Soldatin zu sein, erfordert sehr großen Mut.
Ich bedanke mich und habe großen Respekt vor dem Dienst, den die Soldat*innen für uns tun. Sie verteidigen die Freiheit, die Menschenwürde, die Demokratie.
Besonders beeindruckt hat mich auch die Rede des Brigadegenerals: Wir sollten uns nicht nur an den schrecklichen Krieg erinnern und so etwas nie wieder zulassen, sondern auch sehen, was wir im Anschluss gemeinsam geschafft haben. München wurde verhältnismäßig schnell wieder aufgebaut. Es soll uns bewusst sein, was eine demokratische Gemeinschaft, wenn sie zusammenhält, in der Lage ist zu erreichen.
Die Gemeinschaft der Katholischen Soldaten (und natürlich Soldatinnen) möchte aus dem christlichen Glauben heraus Antworten auf Fragen zu geben, die sich aus dem Soldatenberuf ergeben.
Mir zeigt es, dass so die Anliegen, vielleicht Konflikte oder Widersprüche, Zweifel, vielleicht Trost, offene Fragen der Soldatinnen und Soldaten in den Meinungsbildungsprozess von Kirche, Politik und Gesellschaft aufgenommen werden. Mit dem Bezug auf die Grundlage der katholischen Sozial- und Friedenslehre Position, zeigt die Gemeinschaft, dass sie nicht stehenbleibt, dass sie gemeinsam Lösungen findet in der Verbindung Glaube und Militär.
Ich bedanke mich für diesen lehrreichen Tag.
- “Ruinenschleicher und Schachterleis” Film über das Nachkriegs-München
- Michael von Ferrari stellt den Film “Ruinenschleicher und Schachterleis” vor
80 Jahre Kriegsende – Ein Tag des Gedenkens in München: Katholische Militärseelsorge
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