Meine Heimatgemeinde Unterhaching war eine Pionierkommune im Bereich der Geothermie. Obwohl wir im Gemeinderat viel „Lehrgeld“ gezahlt haben, u.a. vergeblich ein Verstromungsmodell versucht hatten, läuft heute die Geothermie sehr gut und versorgt bereits ein Drittel der Haushalte mit nachhaltiger Wärme. Der Hauptanteil von 95% der Gesellschaft gehört allerdings inzwischen der solventeren Nachbarkommune Grünwald. Das Netz ist noch immer Sache der Gemeinde Unterhaching und nach einem wegweisenden Beschluss des Gemeinderats im Frühjahr 2022 wird die Ausbaugeschwindigkeit derzeit verdreifacht.
Seit der Preisexplosion in der Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine gibt es einen nie da gewesenen Run auf die Geothermie. Leider ist eben auch hier der Preis entscheidend. „Nur“ wegen Nachhaltigkeit und sauberer Energieerzeugung wollten sich lange nicht so viele Bürger*innen anschließen lassen wie derzeit aufgrund der fossilen Preissteigerungen – darunter durchaus auch Menschen, die sich den Umstieg schon früher hätten leisten können.
Trotzdem ist die aktuelle Krise ein Weckruf und eine Chance, die Erneuerbaren endlich rasch auszubauen!
Deshalb habe ich mich über die Einladung zum Praxisforum Geothermie Bayern von Enerchange sehr gefreut und bin gerne nach Pullach gekommen. Schon in der Begrüßung forderten die Akteure mehr Anstrengungen für die Geothermie vom anwesenden Wirtschafts- und Energieminister Aiwanger.
Bis zu 25% der Wärmeerzeugung in Deutschland sehen die Expert*innen an Potenzial der Erdwärme. Eine große Rolle spielt das BEW, das neue Förderprogramm des Bundes, mit bis zu 40% Förderung von Investitionskosten in Anlagen und Wärmenetze. Allerdings dürfen sich Kommunen nicht unbegrenzt verschulden, auch nicht für dringend notwendige Investitionen in die Wärmeinfrastruktur. Wärmeerzeugung ist keine Pflichtaufgabe! D.h. wer die übrigen 60% nicht aufbringen kann, dem sind die Hände gebunden. Investoren sind am Netzausbau sie in der Regel nicht interessiert, nur am Finanzeinstieg in die Produktion von Wärme oder Strom.
Daher wird es fraglich sein, ob das BEW in der Lage ist, breit in die Fläche zu kommen.
Bei der Podiumsdiskussion mit Melanie Glötzl von der Landesagentur für Energie und Klimaschutz (LENK), Daniel Helder von AGFW und Michaela Meier der Geothermie Allianz Bayern, TUM, durfte ich als Vertreterin der Politik sprechen.
Zusätzliche Anstrengungen der Landespolitik sind dringend notwendig, um die Kommunen bei der Wärmewende zu unterstützen und langfristig die Preise für die Bürger*innen zu senken. Da hat es gut gepasst, dass genau in dieser Woche meine große Anfrage zu Geothermie von der Staatsregierung beantwortet wurde – mit einem niederschmetternden Resultat: In den letzten 15 Jahren hat die bisherige Regierung kaum etwas für die Geothermie in Bayern getan.
Zeit, dass sich was dreht!
Unsere grüne Pressemitteilung zur Anfrage
Hier die Antwort der Anfrage des Staatsministeriums
Medienecho:
Grüne werfen Staatsregierung Ignoranz vor ‑SZ
Geothermie-Lobby bohrt bei Aiwanger auf Granit — SZ
In 15 Jahren nur wenig Fördergeld für Geothermie: Kritik — Radio Plassenburg
In 15 Jahren nur wenig Fördergeld für Geothermie: Kritik — FAZ
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