v.l. Alexander Preiss, Stefan Pfättisch, Simone Zink, Claudia Köhler, Eva Martiny

Demut vor dem Denkmal

Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Köh­ler zu Besuch beim Jurahaus-Verein

Der Jura­haus­ver­ein, gegrün­det 1984, küm­mert sich seit Jah­ren um den Erhalt von Häu­sern aus Jura­ge­stein. Beson­ders vie­le der­ar­ti­ge Jura­häu­ser sind im Land­kreis Eich­stätt zu fin­den. Sie sind ein Kul­tur­er­be von euro­päi­schem Rang und zurück bis ins 13. Jahr­hun­dert nach­zu­wei­sen. Der gemein­nüt­zi­ge Ver­ein mit knapp 800 Mit­glie­dern erhielt für sei­ne Initia­ti­ven zum Erhalt der Jura­häu­ser schon vor ca. 20 Jah­ren den Kul­tur­preis der Grü­nen Bezirks­tags­frak­ti­on ‘Grü­ner Wan­nin­ger’. Das ver­an­lass­te die stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de des Haus­halts­aus­schus­ses im Baye­ri­schen Land­tag und Betreu­ungs­ab­ge­ord­ne­te für den Land­kreis Eich­stätt, Clau­dia Köh­ler, dem Jura­haus­ver­ein und dem Muse­um einen Besuch abzustatten.

Gemein­sam mit Bezirks­rat Joa­chim Sieb­ler sowie Simo­ne Zink und Klaus Bittl­may­er aus dem Eich­stät­ter Stadt­rat und Kreis­tag wur­de Clau­dia Köh­ler von Eva Mar­ti­ny und Ste­fan Pfät­tisch, den Vor­sit­zen­den des Jura­haus­ver­eins, emp­fan­gen. In Mörns­heim besich­tig­te die Grup­pe zwei his­to­ri­sche Jura­häu­ser aus dem 15. und 18. Jahr­hun­dert. Mörns­heim ist durch Stein­brü­che geprägt und besitzt ein kom­plet­tes Jura­haus-Quar­tier, das die Geschich­te der Jura­häu­ser über den Zeit­raum von 600 Jah­ren prä­sen­tiert. Alex­an­der Preiss, Grü­ner Kreis­rat erklär­te die beson­de­ren Her­aus­for­de­run­gen bei der Sanie­rung eines Jurahauses.

Jura­häu­ser haben eine Jahr­hun­der­te lan­ge Lebens­dau­er, regel­mä­ßi­ger Unter­halt vor­aus­ge­setzt. Sie sind ein wert­vol­ler bau­ge­schicht­li­cher Schatz. Aus Bruch­stei­nen gemau­ert, mas­siv mit dicken Mau­ern oder als Fach­werk­haus bie­ten sie gera­de in die­sen über­hitz­ten Tagen ein ange­neh­mes Raum­kli­ma. Das Kalk­plat­ten- und Zwick­ta­schen­dach ist als his­to­ri­sche Dach­land­schaft nur in der Alt­mühl­re­gi­on zu fin­den. “Lei­der gibt es nur noch weni­ge Dach­de­cker, die die­ses Hand­werk beherr­schen und kei­nen Nach­wuchs. Das macht eine Dach­sa­nie­rung extrem teu­er”, so Eva Martiny.

„Mir liegt der Erhalt die­ser wun­der­vol­len his­to­ri­schen Bau­sub­stanz am Her­zen. Ich bewun­de­re, wie nach­hal­tig man mit den Mit­teln aus der umge­ben­den Natur damals gebaut hat: Stein aus den Stein­brü­chen der Regi­on, Holz für Fuß­bö­den, Decken und Dach­stüh­le, Put­ze und Far­ben aus Kalk und natür­lich Lehm. Die­je­ni­gen Häu­ser, die gepflegt wur­den, ste­hen bis heu­te gut da! Auch der Aspekt des nied­ri­gen Ener­gie­ver­brauchs im Ver­gleich zu einem Neu­bau recht­fer­tigt eine Sanie­rung“, so Clau­dia Köhler.

Für die in der heu­ti­gen Zeit als zu nied­rig emp­fun­de­nen Decken­hö­he in einem der Mörns­hei­mer Häu­ser hat­te Frau Mar­ti­ny eine gute Lösung, um es trotz­dem als Feri­en­woh­nung zu nut­zen: “Ein biss­chen den Kopf ein­zie­hen zeigt eben die Demut vor dem Denkmal.”

Die bei­den in Mörns­heim neu erwor­be­nen Häu­ser sind in einem recht schlech­ten Zustand, da sie seit ca. 30 Jah­ren nicht mehr bewohnt wur­den. Das Ein­drin­gen von Feuch­tig­keit nagt an Wän­den und Dach­bal­ken. Obwohl der Jura­haus­ver­ein viel Eigen­leis­tung ein­bringt und die Frei­le­gung der his­to­ri­schen Wän­de von Hera­klit­ver­klei­dun­gen ehren­amt­lich bewerk­stel­ligt hat, wer­den nun drin­gend Finanz­mit­tel gebraucht für die Instand­set­zung — der Ver­ein hofft auf Spen­den und För­der­mit­tel von Bund und Land.

“Wir kön­nen dem Jura­haus­ver­ein nur dank­bar sein für sein Enga­ge­ment und sei­nen Ein­satz zur Ret­tung und För­de­rung unse­res regio­na­len Kul­tur­gu­tes”, lobt Klaus Bittl­may­er. “Durch die Hart­nä­ckig­keit des Ver­eins ist so man­ches Haus erhal­ten und wie­der einer Nut­zung zuge­führt wor­den. Schweb­te schon die Abriss­bir­ne, so gel­ten die restau­rier­ten Gebäu­de nun in den Dör­fern des Land­krei­ses oder in der Stadt Eich­stätt als Schmuckstücke.”

Nach der Bau­stel­len­be­sich­ti­gung stand noch ein Besuch des Muse­ums des Jura­haus­ver­eins auf dem Pro­gramm. “Hier wird auf leich­te und anspre­chen­de Art die Kunst des Leg­schie­fers und der Zwick­schin­deln erklärt”, so Köh­ler, “mir gefällt, wie alte Tei­le des Muse­ums­hau­ses ein­fach frei­ge­legt wur­den, um Geschich­te erleb­bar zu machen.“

Clau­dia Köh­ler zeig­te sich beein­druckt: „Ger­ne set­ze ich mich poli­tisch für eine För­de­rung der Jura­häu­ser ein. Sie sind eine per­fek­te Ver­bin­dung von Hand­werks­kunst und nach­hal­ti­gem Bau­en und damit ein gro­ßes Vor­bild für die Her­aus­for­de­run­gen unse­rer Zeit.”

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