Sensible Biotopflächen in den Isarauen brauchen mehr Schutz
Anfang April haben sich die Grünen-Landtagsabgeordneten des Landkreises München Claudia Köhler und Dr. Markus Büchler ein Bild von bedrohten Biotopen in den Isarauen bei Grünwald gemacht. Gebietskenner Franz Wachtel und Manfred Siering, Umweltschützer, aktives Mitglied des LBV und stellvertretender Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern der Kreisgruppe München, kennen das Gebiet sehr gut und beobachten zunehmend den Verfall schützenswerter Wald- und Hangquellbiotope. Sie führten die Abgeordneten und die beiden Grünen-Vorsitzenden der Ortsverbände Grünwald und Pullach, Ingrid Reinhard und Renate Grasse, durch die glitzernde Schneelandschaft an der Isar. Vom Wochenende waren auf dem Boden noch viele Spuren von Radfahrer*innen und Wanderer*innen kreuz und quer durch den Wald sowie Spuren von ferngesteuerten-Autos, die sich den Weg durch das Unterholz gebahnt haben, zu sehen.
„Die Auen der Isar sind ein sehr wertvolles und schützenswertes Gebiet. Die Behörden scheinen sich hier zurückgezogen zu haben. Es gibt keine klar definierten Wege. Jeder bahnt sich seinen eigenen Weg durch den Wald und stellt, oft auch unwissentlich, einen großen Schaden an den Pflanzen an. Durch die Corona-Krise hat sich der Druck noch mal verdreifacht“, so Siering. Nach langer Suche wurde von der Gruppe hinter einem Busch ein kleiner, behördlicher Hinweis auf laminiertem DIN A‑4 Papier an einer Art „Besenstiel“ gefunden.
„Das ist ein Witz. Kein Radfahrer macht sich die Mühe, das Kleingedruckte im Vorbeifahren zu lesen. Niemandem ist klar, wo der umweltverträgliche Radweg oder der Fußweg entlang geht“, so Köhler.
Bei umgefallenen Bäumen entstehen schnell neue Wege mitten durch die schützenswerte Vegetation oder Radfahrer*innen legen gar selbst mit einer mitgebrachten Akkumotorsäge Hand an.
Dabei könnte es doch einfach sein: Ordentliche Beschilderung, Aufklärungsaktionen an Schönwetter-Wochenenden, Wegleitsysteme um biologisch sensible Gebiete, das regelmäßige Warten der Wege und die Anwesenheit von Ranger*innen vor Ort, um die Unvernünftigen zur Ordnung zu mahnen.
„Keiner möchte die Menschen aus der Isar ausschließen, aber so geht dieses wertvolle Biotop verloren. Wir Grüne freuen uns natürlich, wenn die Menschen das Auto stehen lassen und die Natur vor den Toren Münchens genießen. Aber alle Besucher*innen müssen informiert werden, wo man nicht hintreten und hineinfahren darf. Schließlich kommen die Besucher*innen wegen der Schönheit der Natur — und die wollen wir gemeinsam bewahren“, so Büchler.
Schon vor acht Jahren hat der Landkreis beschlossen, bei der Regierung von Oberbayern die Ausweisung von Teilen des Isartals als Naturschutzgebiet zu beantragen. Seither ist dies noch nicht erfolgt. Die Naturschutzbehörde an der Regierung von Oberbayern beruft sich nebst Personalengpässen u.a. auch auf juristische Fragen, die mit dem Landratsamt zu klären seien. Zuletzt hieß es, eine Schutzverordnung sei bis Ende 2021 zu erwarten, was aber offenbar wieder nicht passiert ist. Auch auf der kommunalen Ebene hat die Grüne Fraktion/Rosa Liste im Münchner Stadtrat im Juni 2020 einen Antrag auf Entwicklungsflächen extra zum Mountainbiken an der Isar gestellt. Die Räder können und sollten nicht völlig ausgeschlossen werden, daher müssen gemeinsame Lösungen geschaffen werden. Auch hier ist keine Antwort gekommen.
Die Grünen fordern alle verantwortlichen Stellen auf, sich kurzfristig an einen Tisch zu setzen und nach Lösungen für ein gedeihliches Zusammenspiel von Naturschutz und Freizeitnutzung zu suchen. „Freilich stehen auch wir für Mithilfe bereit“, so die Abgeordneten.
Medienecho:
Grüne fordern besseren Schutz der Isarauen — SZ
Mehr Miteinander beim Schutz für die Isarauen — MM
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