Am letzten Tag meiner kommissarischen Sitzungsleitung standen gleich vier Einzelpläne und Ministerien auf der Tagesordnung:
- Wohnen, Bauen und Verkehr
— Oberster Rechnungshof
— Landwirtschaft und Ernährung
— Digitalministerium
Wohnen, Bauen, Verkehr — Einzelplan 09
Just am Tag unserer Beratungen trat ein neuer Minister für Wohnen, Bauen und Verkehr sein Amt an und hatte sein vorheriges Amt zu übergeben. Daher tauschten wir uns mit dem Amtschef und den Abteilungsleitungen im Ressort aus. Unsere Änderungsanträge, die mein Kollege und finanzpolitischer Sprecher Tim Pargent vorstellte, zielen auf wesentlich mehr Investitionen in den ÖPNV, den SPNV, auf flächendeckende Verkehrsverbünde, auf Investitionen in Radwege und Schnellradwege sowie auf Verbesserung des Fußverkehrs. Zum Thema Wohnen braucht es endlich viel mehr erschwinglichen Wohnraum und alternative Modelle wie genossenschaftliches Wohnen. Das Bauministerium ist ein wesentlicher Schlüssel für Klimapolitik, da hier die energetischen Sanierungen öffentlicher Gebäude, der zahlreichen Hochschulen und Behörden verankert sind. Das jahrzehntelange Verschleppen notwendiger Investitionen verursachte bereits einen enormen Investitionsbedarf, der umso teurer wird, je länger die Regierung noch zuwartet.
Alle grünen Änderungsanträge finden Sie hier EPL 09 Änderungsanträge Grüne
Oberster Rechnungshof Einzelplan 11
Der Etat des ORH an sich, den Präsident Hillenbrand und Vizepräsidentin Frank vorstellten, ist eigentlich unspektakulär und unumstritten. Investitionen in EDV und Personal, keine Änderungsanträge der Fraktionen. Trotzdem war es uns demokratischen Fraktionen wichtig, die elementare Bedeutung eines Prüfgremiums zur Kontrolle in der Demokratie zu betonen. Objektivierung durch nüchterne Auswertung der Zahlen garantiert Transparenz und Reflexion. Wie wurden die Steuergelder verwendet, wurde ordnungsgemäß verbucht und berichtet, was sollte rechtlich geklärt werden? Zuletzt wies der ORH darauf hin, dass die Deklaration notwendiger Investitionen in Infrastruktur und Prestigeprojekte als Corona-Investitionen nicht korrekt sei und somit diese Ausgaben nicht über Kredite bezahlt werden sollten. Solche Berichte, beratende Äußerungen, Hinweise oder Vermerke provozieren politische Grundsatzdebatten und offene Auseinandersetzung mit strittigen Themen — Diskussionskultur in der Demokratie eben.
Landwirtschaft und Ernährung — Einzelplan 08
Zum Ressort Landwirtschaft zusammen mit Frau Staatsministerin Michaela Kaniber war unser Fraktionsvorsitzender Ludwig Hartmann der Berichterstatter für die Grüne Fraktion: Er sprach von der Herausforderung, Gegenmaßnahmen gegen das Höfesterben und den Weg zur nachhaltigen Landwirtschaft zusammen zu bringen und gemeinsam zu gestalten. Einmalmaßnahmen seien nicht zielführend, für unsere Landwirt*innen braucht es verlässliche Strukturen und dauerhafte Wertschätzung. Die Verbraucher*innen sind sehr wohl bereit, mehr für Nahrungsmittel zu bezahlen, wenn es auch mehr Tierwohl gibt. Hier sehen wir noch nicht genügend Anstrengungen seitens der Staatsregierung.
Auch das Thema Gülle muss verlässlich geregelt werden. Die Renaturierung von Moorflächen wie z.B. dem Donaumoos, die Forschung, wie weitere Flächen wiedervernässt werden können, ist enorm wichtig. Klimaschutz und Artenschutz kommt als Existenzgrundlage zuallererst der Landwirtschaft zugute. Sie ist als erstes von Extremwetterereignissen, von Dürre, Ernteausfällen etc. betroffen. Zum Thema Wald gibt es keine guten Nachrichten: Neue Luftbilder des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt zeigen, 5% der bayerischen Waldfläche sind stark geschädigt. Hier braucht es nicht nur mehr Forschungsanstrengungen, sondern deutlich mehr Personal und Zusammenarbeit mit den Waldbesitzer*innen.
Es ist politische Aufgabe, einen verlässlichen Ordnungsrahmen vorzugeben, der u.a. unser Wasser schützt. Lange Zeit zum Zuwarten gibt es nicht mehr! Im Bund wird unser Minister Cem Özdemir wegweisende Weichen für die Zukunft stellen, in Bayern sind ebenfalls endlich strukturelle Maßnahmen nötig, um unsere Landwirtschaft zu unterstützen.
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Digitalministerium Einzelplan 16
Die Berichterstatterin der Grünen Fraktion zum Etat des Digitalministeriums unter Staatsministerin Judith Gerlach ist meine Kollegin und wirtschaftspolitische Sprecherin Barbara Fuchs:
Noch immer fehlt eine klare politische Strategie, wie die Staatsregierung die Digitalisierung in Bayern zielgerichtet und koordiniert vorantreiben möchte. Mit einer Hand voll wohlklingender Pilotprojekte ist es hier einfach nicht getan.
Im Vergleich zum letzten Haushalt hat sich kaum etwas verändert, einzig eine Digitalagentur wurde als GmbH gegründet. Die Aufgabe dieser Agentur soll die Beratung der anderen Ressort bei deren Digitalisierungsprojekten sein. Bei der letzten Haushaltsberatung haben wir diesen Beratungsbedarf bereits angemeldet und in Form einer Digital Taskforce innerhalb des Digitalministeriums beantragt. Dass die Staatsregierung unsere letztjährige Forderung nun umsetzt ist begrüßenswert, warum dies in Form einer privatrechtlichen GmbH realisiert wird, ist für uns jedoch nicht nachvollziehbar. Die Coronapandemie hat die Versäumnisse im Bereich der Digitalisierung klar aufgezeigt. Schulen, Gesundheitsämter, Wirtschaftshilfen,… alles scheitert an fehlender Digitalisierung und an Bereitschaft hier endlich die Missstände zu beheben. Vom Digitalministerium ist im Rahmen der Corona-Pandemie leider kaum etwas zu hören oder zu sehen.
Bereits letztes Jahr hat Ministerpräsident Söder zugeben müssen, dass insbesondere im Hinblick auf Alltagsdigitalisierung in Bayern zu wenig gemacht wurde. Seine Ankündigung die Digitalisierung in Bayern auf komplett neue Beine zu stellen, hat sich als große Luftnummer erwiesen. Einzig ein Digitalrat und eine Digitalagentur wurden eingerichtet – ganz nach dem Motto „wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründ‘ ich einen Arbeitskreis“. Konkrete Maßnahmen für die Digitalisierung sind im Haushalt aber weiterhin nicht zu sehen.
Die digitale Transformation muss koordiniert und von einer vorausschauenden, umsetzbaren Strategie geleitet werden, die stets nachjustieren kann, um bei den rasanten Entwicklungen in der heutigen (digitalen) Gesellschaft mithalten zu können. Mit einer Hightech Agenda plus, ein paar Hackathons und zig Pilotprojekten ist es nicht getan.
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