„Unver­schämt und unverantwortlich“

Grü­ne Land­tags­ab­ge­ord­ne­te kri­ti­sie­ren Wie­der­an­fah­ren des Forschungsreaktors

Wie ges­tern bekannt wur­de, soll der For­schungs­re­ak­tor FRM II in Gar­ching des Jah­res 2022 wie­der ange­fah­ren wer­den. Die Geneh­mi­gung des Umwelt­mi­nis­te­ri­ums lie­ge vor, so die Mel­dun­gen. Zuletzt im Früh­jahr 2020 mach­te der Reak­tor Schlag­zei­len, als ein Vor­fall mit Ent­wei­chung radio­ak­ti­ven Koh­len­stoffs der Stu­fe 1 erst mit Ver­spä­tung gemel­det wur­de. Die Land­tags­grü­nen for­dern die Still­le­gung des Reak­tors, der bis zur Betriebs­pau­se mit hoch ange­rei­cher­tem Uran betrie­ben wur­de. Eine Kla­ge von Naturschützer*innen gegen den Betrieb mit waf­fen­fä­hi­gem Mate­ri­al ist der­zeit anhän­gig. Im Jahr 2020 nah­men Grü­ne Abge­ord­ne­te an der Anhö­rung der Ein­wen­dun­gen zur Ablei­tung radio­ak­ti­ver Abwäs­ser teil. Mit zahl­rei­chen Anfra­gen und Anträ­gen legen die Abge­ord­ne­ten immer wie­der die Pro­ble­me und Risi­ken des Reak­tors offen.

Die bei­den Grü­nen-Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten im Land­kreis Mün­chen Dr. Mar­kus Büch­ler und Clau­dia Köh­ler war­nen auch jetzt deut­lich vor einem Wie­der­an­fah­ren des For­schungs­re­ak­tors FRM II in Garching:

Clau­dia Köh­ler: „Es ist eine Unver­schämt­heit, noch vor der münd­li­chen Ver­hand­lung im Kla­ge­ver­fah­ren gegen die TU Mün­chen das Wie­der­an­fah­ren anzu­kün­di­gen. Die Kla­ge basiert schließ­lich auf einem umfang­rei­chen Rechts­gut­ach­ten, das die Unrecht­mä­ßig­keit des Betriebs in unse­ren Augen ein­deu­tig belegt. Wir hal­ten es außer­dem für unver­ant­wort­lich, wenn das Umwelt­mi­nis­te­ri­um die Zustim­mung gibt, den Reak­tor mit hoch ange­rei­cher­tem Uran wie­der anzu­fah­ren! Dazu kommt noch, dass nicht nur die End­la­ge­rung, son­dern auch die Zwi­schen­la­ge­rung der Brenn­stä­be völ­lig unge­klärt ist. Das Zwi­schen­la­ger am Stand­ort Gar­ching ist nahe­zu voll, ein hoch­kom­ple­xer Atom­müll­trans­port durch Bay­ern nach Nord­deutsch­land steht bevor.“

Mar­kus Büch­ler: „Es ist nicht nach­voll­zieh­bar, dass das von einem Wis­sen­schaft­ler der TU Mün­chen erar­bei­te­te Papier zur mög­li­chen Umrüs­tung immer noch geheim gehal­ten wird. Wir for­dern die TU Mün­chen auf, das Papier umge­hend zu ver­öf­fent­li­chen. Geheim­hal­tung ver­hin­dert den wis­sen­schaft­li­chen Dis­kurs. Es ist an der Zeit, dass der Baye­ri­sche Wis­sen­schafts­mi­nis­ter gegen die Wagen­burg-Men­ta­li­tät der TU vor­geht und für die Ver­öf­fent­li­chung des Papiers sorgt. Der Gar­chin­ger Reak­tor bleibt eine Gefahr: für die Gar­chin­ger Bevöl­ke­rung, aber vor allem für die inter­na­tio­na­len Bemü­hun­gen, die Ver­brei­tung von atom­waf­fen­fä­hi­gem Mate­ri­al ein­zu­däm­men. Fast 20 Jah­re nach Abschluss der Umrüs­tungs­ver­ein­ba­rung mit den Reak­tor­be­trei­bern lie­fern die Reak­tor­be­trei­ber wei­ter­hin nur Absichts­er­klä­run­gen. Wir haben kein Ver­trau­en mehr, weder in den siche­ren Betrieb des Reak­tors noch in den Wil­len der FRM II-Betrei­ber, den Reak­tor zügig umzurüsten.“

Die Abge­ord­ne­ten kün­dig­ten eine Anfra­ge an die CSU-FW-Staats­re­gie­rung an, war­um trotz des lau­fen­den Kla­ge­ver­fah­rens und des Betriebs mit hoch ange­rei­cher­tem Uran sowie der unge­klär­ten Fra­gen zum Atom­müll­trans­port und der Atom­müll­la­ge­rung eine Geneh­mi­gung erteilt wurde.

Medi­en­echo:

Grü­ne kri­ti­sie­ren Plä­ne zu For­schungs­re­ak­tor — OVB

Trotz Kla­ge und unge­klär­ter Atom­müll-Lage­rung: For­schungs­re­ak­tor in Gar­ching wird wie­der hoch­ge­fah­ren — MM

For­schungs­re­ak­tor soll ohne neu­en Brenn­stoff ans Netz — Wochenblatt

Grü­ne ver­ur­tei­len Reak­tor-Neu­start — SZ

 

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