Infotafel Flachsröste Foto: Florian_Froese-Peeck

Erin­ne­rungs­ort “NS-Zwangs­ar­beit in der Flachs­rös­te Lohhof”

Unse­re Demo­kra­tie ist hef­ti­gen Angrif­fen aus­ge­setzt. Radi­ka­le Kräf­te wer­den immer stär­ker, lan­ge unsag­ba­re Paro­len wer­den salonfähig.

Umso wich­ti­ger fin­de ich, dass die Stadt Unter­schleiß­heim unter gro­ßem Inter­es­se der Öffent­lich­keit kürz­lich den Erin­ne­rungs­ort „NS-Zwangs­ar­beit in der Flachs­rös­te“ eröff­net hat. Die Stadt geht damit trans­pa­rent und vor­bild­lich die Auf­ar­bei­tung des The­mas Zwangs­ar­beit an und schlägt die Brü­cke in die Gegen­wart. Nach Loh­hof wur­den 350 Men­schen ver­schleppt und dort bei der Ver­ar­bei­tung von Flachs als Roh­stoff für die Tex­til­in­dus­trie aus­ge­beu­tet. An der Fach­ober­schu­le, direkt am Bahn­hof, wo die Depor­tier­ten anka­men, hat die Künst­le­rin Kirs­ten Zeitz sie­ben lebens­gro­ße Por­träts­te­len aus Metall in vier Fel­dern auf­ge­stellt, die mit Lein bepflanzt sind – das ist die blau blü­hen­den Pflan­ze, aus der Flachs gewon­nen wur­de. Sie erläu­ter­te zusam­men mit dem His­to­ri­ker Dr. Maxi­mi­li­an Strnad das Kon­zept der Aus­stel­lung, nie­der­schwel­lig und kon­kret zu erinnern.

Bür­ger­meis­ter Chris­toph Böck mahn­te ange­sichts wach­sen­der rechts­extre­mis­ti­scher Ten­den­zen in der Gesell­schaft in sei­ner Rede zur Eröff­nung: “Die Gefahr ist nicht zu unter­schät­zen. Wer heu­te rechts­po­pu­lis­ti­sche oder rechts­extre­me Par­tei­en wählt — und sei es auch nur aus Pro­test — leis­tet die­ser Ideo­lo­gie Vorschub.”

Ange­hö­ri­ge von Zwangs­ar­bei­te­rin­nen waren zur Ein­wei­hung gekom­men. Ellen Pres­ser, Lei­te­rin des Kul­tur­zen­trums der Israe­li­ti­schen Kul­tus­ge­mein­de, nann­te den Erin­ne­rungs­ort „nie­der­schwel­lig erleb­bar, zeit­ge­mäß und anspre­chend“. Mir­jam Zad­off, Direk­to­rin des NS-Doku­zen­trums Mün­chen, frag­te: „Wie ver­hal­ten wir uns heu­te, wenn Aus­gren­zung wie­der um sich greift, durch Het­ze gegen Geflüch­te­te, Que­er­feind­lich­keit und Baga­tel­li­sie­ren von Antisemitismus?“

 

 

 

 

 

 

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