Neu gewählter Landesbischof Christian Kopp Foto: MCK/ELKB

Bericht aus der Lan­des­syn­ode der Evan­ge­li­schen Lan­des­kir­che Bayern

Die letz­te Früh­jahrs­syn­ode war etwas ganz Beson­de­res: Es wur­de ein neu­er Lan­des­bi­schof gewählt. In der Kir­che St. Mat­thä­us am Send­lin­ger Tor Platz ver­sam­mel­ten sich die Lan­des­syn­oda­len bereits am Mon­tag zur Wahl.

Vier Kan­di­die­ren­de waren in einem trans­pa­ren­ten Ver­fah­ren nach zahl­rei­chen Vor­schlä­gen vom Wahl­aus­schuss zur Kan­di­da­tur vor­ge­schla­gen: Gabrie­le Hör­schelm­ann, Chris­ti­an Kopp, Nina Lub­o­mier­ski, Klaus Schli­cker. Auch nach im Kir­chen­recht vor­ge­se­he­nen maxi­mal sechs Wahl­gän­gen konn­te jedoch kei­ner der Kan­di­die­ren­den die erfor­der­li­che abso­lu­te Mehr­heit von 55 Stim­men errei­chen. Im letz­ten Wahl­gang waren es 52 Stim­men für Chris­ti­an Kopp und 50 Stim­men für Nina Lub­o­mier­ski. Die bei­den ande­ren Kan­di­die­ren­den hat­ten zu die­sem Zeit­punkt ihre Kan­di­da­tur zurück­ge­zo­gen. Was tun?

In meh­re­ren Bera­tungs­run­den in den nächs­ten Tagen der Syn­ode – Tagungs­ort war dann St. Mar­kus in der Gabels­ber­ger Stra­ße — wur­de ein recht­lich gül­ti­ger Weg gefun­den und beschlos­sen, noch wäh­rend der Lan­des­syn­ode abzu­stim­men. Ansons­ten hät­te ein völ­lig neu­er Wahl­vor­schlag erstellt wer­den müs­sen. Die­ser Ver­such war erfolg­reich: Wir haben einen neu­en Lan­des­bi­schof! Chris­ti­an Kopp, Regio­nal­bi­schof Kir­chen­kreis Mün­chen und Ober­bay­ern wird im Novem­ber als Lan­des­bi­schof in Bay­ern und Nach­fol­ger für Hein­rich Bedford-Strohm ein­ge­führt. In sei­ner ers­ten Stel­lung­nah­me beton­te Herr Kopp, den wir von der Ordi­na­ti­on und Ein­füh­rung unse­rer Pfar­re­rin­nen ken­nen, die Zusam­men­ar­beit aller Enga­gier­ten in unse­rer Kirche.

Im Bericht des Lan­des­bi­schofs auf die­ser Früh­jahrs­syn­ode erklär­te Lan­des­bi­schof Bedford-Strohm zu sexua­li­sier­ter Gewalt in der Kir­che, es beschä­me ihn immer wie­der, „dass wir als Kir­che die­je­ni­gen, die sol­che sexua­li­sier­te Gewalt im Raum der Kir­che erfah­ren haben, davor nicht schüt­zen konn­ten“. Selbst­ver­ständ­lich wür­den zur Ahn­dung von Ver­bre­chen immer die ent­spre­chen­den Taten an die Staats­an­walt­schaft wei­ter­ge­ge­ben. Die Evang.-Luth. Lan­des­kir­che in Bay­ern hat zur Auf­ar­bei­tung und Prä­ven­ti­on bereits ein Gesetz erlas­sen und eine Fach­stel­le für sexua­li­sier­te Gewalt geschaf­fen, die Betrof­fe­ne bei der indi­vi­du­el­len Auf­ar­bei­tung beglei­ten soll.

Zum The­ma Kli­ma­schutz in der Kir­che gab es einen Zwi­schen­be­richt auf dem Weg zu einem kirch­li­chen Kli­ma­schutz­ge­setz. Kli­ma­schutz sei kei­ne kir­chen­lei­ten­de Maß­nah­me, „son­dern eine brei­te Bewe­gung“, zu der alle bei­tra­gen könn­ten. Kli­ma­schutz müs­se eine Hal­tungs­fra­ge wer­den. Zur Finan­zie­rung der Kli­ma-schutz­maß­nah­men wur­de ein Kli­ma­schutz­fonds vor­ge­schla­gen. Die­ser wer­de aus den erspar­ten Aus­ga­ben und dem Kir­chen­steu­er-Mehr­ertrag regel­mä­ßig befüllt und kön­ne nach heu­ti­ger Pla­nung mit 60 Mil­lio­nen Euro im Jahr 2024 starten.

Unse­re Kir­chen­ge­mein­de in Unter­ha­ching hat bereits von drei auf einen Stütz­punkt redu­ziert. Sozu­sa­gen vor­bild­lich, denn auf der Lan­des­syn­ode wur­de betont, die Redu­zie­rung des Bestands sei ein ganz wesent­li­cher Schlüs­sel auf dem Weg zur Kli­ma­neu­tra­li­tät. „Eine dras­ti­sche Redu­zie­rung des Gebäu­de­be­stands um 50 Pro­zent des der­zeit vor­han­de­nen Bestands ist nicht nur aus Grün­den der Gemeindeglieder‑, Finanz- und Per­so­nal­ent­wick­lung gebo­ten, son­dern ist auch maß­geb­li­che Stell­schrau­be und Grund­vor­aus­set­zung zur Her­stel­lung von Kli­ma­neu­tra­li­tät, da auf Gebäu­de 89 Pro­zent der CO2-Emis­sio­nen ent­fal­len“, so Kir­chen­rat Blumtritt.

Wir ver­ab­schie­de­ten ein Papier zum The­ma assis­tier­ter Sui­zid, das von einem Arbeits­kreis in sen­si­bler Arbeit vor­be­rei­tet wur­de. Es unter­streicht die Wer­te des Lebens­schut­zes und der Selbst­be­stim­mung sowohl in ihrer je eige­nen Digni­tät als auch im ange­mes­se­nen Bezug auf­ein­an­der. Dar­über hin­aus arti­ku­liert das Papier auch For­de­run­gen an die Poli­tik, unter ande­rem, dass die Hos­piz­ar­beit und Pal­lia­tiv­me­di­zin gestärkt wer­den müs­sen und dass flä­chen­de­ckend für alle Schwerst­kran­ken in aus­rei­chen­dem Umfang gute ambu­lan­te und sta­tio­nä­re Ange­bo­te eines wür­de­vol­len und mög­lichst schmerz­frei­en letz­ten Weges vor­ge­hal­ten wer­den müssen.

Schwung­voll und laut wur­de es in der Kir­che, als fei­er­lich drei Part­ner­schafts­ver­trä­ge unter­zeich­net wur­den: mit der Gemein­schaft der luthe­ri­schen Kir­chen in Zen­tral­ame­ri­ka (CILCA), der Drei­er­ver­trag zwi­schen der ELKB, den CILCA und der Evan­ge­lisch-Luthe­ri­schen Kirch­ein Bra­si­li­en sowie der Ver­trag mit der Evan­ge­lisch-Luthe­ri­schen Kir­che in Tan­sa­nia. Unter Trom­mel­wir­bel und Klat­schen unter­zeich­ne­ten die Bischö­fe Hein­rich Bedford-Strohm und Fred­rick Shoo (Tan­sa­nia) sowie Kir­chen­prä­si­den­tin Sil­via Bea­tri­ce Genz (Bra­si­li­en) und Kir­chen­prä­si­dent Rolan­do Anto­nio Ortez Mar­ti­nez (CILCA) die Verträge.

Mit Reden von Syn­odal­prä­si­den­tin Anne­kath­rin Prei­del und Regio­nal­bi­schof Kopp sowie einer Gedenk­mi­nu­te gedach­ten wir am letz­ten Tag Wil­helm Frei­herr von Pech­mann (1859–1948), dem ers­ten gewähl­ten Prä­si­den­ten der Evan­ge­lisch-Luthe­ri­schen Gene­ral­syn­ode in Bay­ern, anläss­lich sei­nes 75.Todestages am 10. Febru­ar 2023. Pech­mann war ent­schie­de­ner Nazi-Geg­ner und Mah­ner gegen Ras­sis­mus und Anti­se­mi­tis­mus. Er beklei­de­te – neben sei­nem Haupt­be­ruf als lei­ten­der Ban­ker – zahl­rei­che natio­na­le und inter­na­tio­na­le kirch­li­che Ehrenämter.

Zwi­schen den Bera­tun­gen, den Gebe­ten und dem Sin­gen fin­den stets gemein­sa­me Mahl­zei­ten statt. Die­ser Aus­tausch mit Pfarrer*innen, Religionspädagog*innen, Kirchenvorsteher*innen und ande­ren ehren­amt­lich Enga­gier­ten aus ganz Bay­ern ist nicht nur inter­es­sant, son­dern gibt auch die Gele­gen­heit, wert­vol­le Ideen und Erfah­run­gen auszutauschen.

Mehr über die Lan­des­syn­ode lesen Sie auf https://landessynode.bayern-evangelisch.de/

 

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