Letzte Woche trafen sich die Vorsitzende des Umweltausschusses Rosi Steinberger und ich auf dem Heuberg in Nussdorf, wo ein Steinbruch bereits seit 1961 betrieben wird. Wir informierten uns bei der Geschäftsführung und der technischen Leitung der Firma Rohrdorfer Zement über die aktuellen Entwicklungen im Steinbruch. Laut Fa. Rohrdorfer wurden in Nußdorf seit 1961 acht Millionen Tonnen Kalkstein abgebaut, bis 2070 sollen es weitere 9,6 Millionen Tonnen werden.
Der Familienbetrieb ist längst eine Unternehmensgruppe mit 2.000 Mitarbeitern und 140 Standorten vor allem in Deutschland und Österreich, zu 24 Prozent gehört sie dem Branchenriesen Heidelberger Zement.
Der Steinbruch Nussdorf befindet sich gerade in einem Genehmigungsverfahren zur Erweiterung des Steinbruchs. Dies ist die Folge eines Gerichtsurteils, erst zu klären, ob im oberen Drittel des Bergs abgebaut werden darf. In den Kommunen zu Fuße des Heubergs, von Naturschutzverbänden und Parteiorganisationen vor Ort gibt es seit langen Jahren Protest gegen den Steinbruch und erst recht gegen die Erweiterung. Der Eingriff in die Landschaft, die Wunde im Berg, ist natürlich bereits jetzt sehr groß und deutlich zu sehen. Ein Mahnmal für schonenden Ressourcenverbrauch, für Kreislaufwirtschaft — bei allem Rohstoffverbrauch müssen wir endlich mitdenken, was wir den nächsten Generationen an Rohstoffen, aber auch an Müll, an Risiko und Landschaftsbild hinterlassen.
Zuletzt habe ich eine Anfrage gestellt. Besonderen Zündstoff hat nämlich die Ankündigung des Landratsamts ergeben, dass die öffentliche Erörterung der mehr als 700 Einwendungen wegen Corona ausgesetzt wurde, statt sie zu auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Derzeit liegt der Abbaubereich bei 758 m, Rohrdorfer Zement möchte die Abbaufläche auf 840 m erweitern.
„Gerade Entscheidungen mit einer solchen Langzeitwirkung dürfen jetzt nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden. Wir müssen den Bürger*innen, die ohnehin ungewisse Zeiten durchleben, Transparenz gewährleisten und ihr Recht auf Mitbestimmung ermöglichen.“
Das “Aktionsbündnis Rettet den Heuberg” gibt den Kampf gegen die Erweiterung nicht auf. Wir Abgeordnete fordern ein normales (nicht beschleunigtes) Genehmigungsverfahren, die Offenlegung aller Gutachten und einen öffentlichen Erörterungstermin.
“Es muss auf jeden Fall sorgfältig abgewogen werden, ob den Gemeinden hier im Inntal eine weitere, erweiterte Nutzung des Steinbruchs mit allen Folgen wie dem Lastverkehr und der Feinstaubbelastung zuzumuten ist, ob der Betrieb umweltverträglich ist und tatsächlich genehmigt werden kann.”
siehe auch:
Nußdorf am Inn: Kampf gegen den Steinbruch am Heuberg — Bayern — SZ.de (sueddeutsche.de)
Anfrage zum Plenum: Steinbruch Nußdorf
Nachtrag: Inzwischen hat sich ein Aktionsbündnis gegründet, näheres siehe Pressemitteilung_2021-01–22_final
Streit um Steinbruch am Heuberg im Inntal geht weiter | BR24
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