Evan­ge­li­sche Lan­des­syn­ode als Online-Tagung — mil­li­ar­den­schwe­re Ent­schei­dun­gen und eine inter­frak­tio­nel­le Initiative

End­lich war es soweit: mein ers­ter Ein­satz für die Evang.-Luth. Lan­des­syn­ode in Bay­ern nach der kon­sti­tu­ie­ren­den Ver­samm­lung in Gei­sel­wind. Lei­der konn­te die­se Syn­ode nur digi­tal statt­fin­den — ehr­lich gesagt ein statt­li­ches Pro­gramm. Von Sonn­tag bis Don­ners­tag, an man­chen Tagen von 9.00 Uhr bis 21.30 Uhr — alles vor dem Bild­schirm, Geset­ze, Haus­halt, Bau­vor­ha­ben, Ein­ga­ben, aber auch Andach­ten, ein wun­der­ba­rer Eröff­nungs­got­tes­dienst und vie­le Gebete.

Aber auch wir beru­fe­ne Syn­oda­le und zugleich Mit­glie­der des Land­tags waren dies­mal gefor­dert: Da die För­der­mit­tel des Frei­staats Bay­ern für die Inte­gra­ti­ons- und Migra­ti­ons­be­ra­tung bei wei­tem nicht aus­kömm­lich ist und bereits Stel­len gekürzt wur­den, ist auch die Dia­ko­nie in Bay­ern als ein Trä­ger die­ser Bera­tung betrof­fen. Für eine Ein­ga­be zu die­sem The­ma for­mu­lier­ten wir in einer Arbeits­grup­pe u.a. mit mei­nen Kol­le­gin­nen MdL Alex­an­dra Hier­se­mann, MdL Bar­ba­ra Becker und MdL Ruth Mül­ler eine Stel­lung­nah­me und sag­ten zu, uns für die anste­hen­den Haus­halts­ver­hand­lun­gen für eine Ver­bes­se­rung der Finan­zie­rung ein­zu­set­zen und zu ver­su­chen, einen gemein­sa­men Haus­halts­an­trag einzubringen.

Die Ergeb­nis­se die­ser Lan­des­syn­ode: Im Zen­trum der Tagung stand der Beschluss über den Haus­halt für das Jahr 2021 mit Auf­wen­dun­gen in Höhe von 937 Mil­lio­nen Euro. Das sind 32 Mil­lio­nen Euro weni­ger als im Jahr 2020, den­noch wird das Haus­halts­jahr mit einem Fehl­be­trag von 32,5. Mil­lio­nen Euro abschlie­ßen. Für die Haus­halts­jah­re 2022 und 2023 sind Null­run­den geplant. Ziel ist, dass in der Sum­me der Jah­re 2021, 2022 und 2023 die Auf­wen­dun­gen die Ein­nah­men nicht überschreiten.

Mit gro­ßer Mehr­heit hat die Lan­des­syn­ode den Umbau des 2017 erwor­be­nen Gebäu­des der frü­he­ren Ober­post­di­rek­ti­on in Nürn­berg zu einem „Evan­ge­li­schen Cam­pus Nürn­berg“ beschlos­sen. Neben exter­nen Mie­tern sol­len dort eine Rei­he von kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen ein­zie­hen kön­nen, bei­spiels­wei­se die Evan­ge­li­sche Hoch­schu­le Nürn­berg, die Fach­schu­len der Rum­mels­ber­ger Dia­ko­nie, das Amt für Gemein­de­dienst, das Amt für Jugend­ar­beit, oder der CVJM.

Zu den Gesamt­kos­ten in Höhe von 177,8 Mil­lio­nen Euro bringt die Lan­des­kir­che ins­ge­samt 74 Mil­lio­nen Euro an Eigen­ka­pi­tal ein: Neben dem Kauf­preis für die Immo­bi­lie von 49 Mil­lio­nen Euro und 5 Mil­lio­nen Euro Pla­nungs­kos­ten hat die Lan­des­syn­ode jetzt einer wei­te­ren Inves­ti­ti­on von 20 Mil­lio­nen Euro zuge­stimmt. Die von der Lan­des­kir­che ein­ge­brach­ten Inves­ti­ti­ons­mit­tel stam­men nicht aus dem jähr­li­chen Haus­halt, son­dern aus dem Anla­ge­ver­mö­gen; den Kir­chen­ge­mein­den und Ein­rich­tun­gen ent­steht für ihre jähr­li­che finan­zi­el­le Aus­stat­tung dadurch also kein Nach­teil. Der „Evan­ge­li­sche Cam­pus Nürn­berg“ bleibt in sei­ner Nut­zung durch kirch­li­che und exter­ne Mie­ter ein Teil der Ver­mö­gens­an­la­ge der ELKB. Für das Gesamt­in­vest­ment wur­de eine Ren­di­te von 3 Pro­zent berechnet.

Ein­stim­mig beschlos­sen wur­de das Kir­chen­ge­setz zur Prä­ven­ti­on, Inter­ven­ti­on, Hil­fe und Auf­ar­bei­tung im Hin­blick auf sexua­li­sier­te Gewalt in der ELKB. Das Prä­ven­ti­ons­ge­setz ver­folgt das Ziel, kla­re und unmiss­ver­ständ­li­che Rege­lun­gen im Umgang mit sexua­li­sier­ter Gewalt zu set­zen, den Rah­men für einen ange­mes­se­nen Umgang mit den Alt­fäl­len zu schaf­fen und vor allem künf­ti­gen Fäl­len soweit irgend­wie mög­lich vor­zu­beu­gen. Das meis­te wird schon prak­ti­ziert, mit dem Gesetz wer­den jetzt für alle Trä­ger von kirch­li­chen und dia­ko­ni­schen Auf­ga­ben ver­bind­li­che Regeln für die Auf­ar­bei­tung und Auf­stel­lung von Schutz­kon­zep­ten erlas­sen. Dafür hat die Lan­des­syn­ode Finanz­mit­tel in Höhe von über 5 Mio. Euro in den nächs­ten Jah­ren beschlossen.

Wei­ter hat die Lan­des­syn­ode beschlos­sen, die Ent­schei­dung über die Lan­des­stel­len­pla­nung auf die Früh­jahrs­ta­gung 2021 zu ver­schie­ben. Die Ver­schie­bung wur­de not­wen­dig, weil es den Deka­na­ten und Gemein­den infol­ge der Coro­na-Pan­de­mie nicht über­all mög­lich war, bis zu die­sem Herbst im Rah­men des Reform­pro­zes­ses „Pro­fil und Kon­zen­tra­ti­on“ über künf­ti­ge Prio­ri­tä­ten ihrer Arbeit zu befin­den. Die Lan­des­stel­len­pla­nung regelt die Ver­tei­lung der Pfarr­stel­len, die Stel­len der haupt­amt­li­chen Kirchenmusiker/innen, der Diakon/innen und Religionspädagog/innen in der gesam­ten Landeskirche.

Des Wei­te­ren hat die Lan­des­syn­ode der Ver­län­ge­rung des Part­ner­schafts­ver­trags zwi­schen der ELKB und der Igre­ja Evan­gé­li­ca de Con­fis­sao Luterano no Bra­sil (Evan­ge­li­sche Kir­che Luthe­ri­schen Bekennt­nis­ses in Bra­si­li­en, IECLB) zuge­stimmt. Der seit 1980 bestehen­de Part­ner­schafts­ver­trag steht alle zehn Jah­re zur Über­prü­fung bzw. Ver­län­ge­rung an.

Lan­des­bi­schof Hein­rich Bedford-Strohm dank­te für den Reich­tum der Syn­ode, für die gute Zusam­men­ar­beit: “Für mich war das eine Zukunfts­syn­ode.” In sei­nen Schluss­wor­ten nann­te er ins­be­son­de­re das Prä­ven­ti­ons­ge­setz und das Pro­jekt Evan­ge­li­scher Cam­pus Nürn­berg: “Ein Zei­chen der Zukunfts­ori­en­tie­rung als finan­zi­ell nach­hal­ti­ge Geld­an­la­ge und als attrak­ti­ver Aus­bil­dungs­ort für Jun­ge Men­schen, die dann ihre Impul­se in die Kir­chen­ge­mein­den tra­gen und in Zukunft unse­re Kir­che posi­tiv prä­gen werden.”

(Quel­le: www.landessynode.bayern-evangelisch.de)

Und beson­ders gefreut habe ich mich, als ich für einen Bei­trag der “Evan­ge­li­schen Nach­rich­ten” zum The­ma “Frei­heit” ange­fragt wur­de. Mei­nen Bei­trag lesen Sie hier: Manch­mal muss man sie sich auch erkämpfen

 

 

 

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