Familengeld - Doppelt nix?

Anfra­ge zum Ple­num: Dop­pel­te Anrech­nung des Familiengelds

MdL Clau­dia Köh­ler und Kers­tin Celi­na: „Geld kommt nicht bei wirk­lich Bedürf­ti­gen an.“

Das Fami­li­en­geld soll­te ursprüng­lich allen Fami­li­en mit klei­nen Kin­dern zugu­te kom­men. Meh­re­re Mona­te nach der Ein­füh­rung kumu­lie­ren sich die Män­gel. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Die Grü­nen stö­ren sich an dem Baye­ri­schen Fli­cken­tep­pich: Vie­le Hartz IV-Emp­fän­ger-Fami­li­en haben nach wie vor nichts vom Fami­li­en­geld. Ihnen wird in vie­len Kom­mu­nen und Land­krei­sen die staat­li­che Leis­tung um das Fami­li­en­geld gekürzt. In Würz­burg ver­rech­ne­te das Jugend­amt sogar Leis­tun­gen zur Jugend­hil­fe mit dem Familiengeld.

Im Ple­num vom 11. Dezem­ber 2018 habe ich des­halb fol­gen­de Anfra­ge an die Staats­re­gie­rung gestellt:

Sind neben den in Pres­se­be­rich­ten in Würz­burg erwähn­ten Fäl­len der Anrech­nung des Fami­li­en­gel­des auf Leis­tun­gen der Jugend­hil­fe zur Erstat­tung von Kita­ge­büh­ren wei­te­re Fäl­le bekannt, in denen Jugend­äm­ter das Fami­li­en­geld auf Leis­tun­gen der Jugend­hil­fe ange­rech­net haben und wie soll in die­sem Zusam­men­hang der Pro­ble­ma­tik einer dop­pel­ten Anrech­nung des Fami­li­en­gel­des auf Leis­tun­gen zur Siche­rung des Lebens­un­ter­halts nach dem SGB II und auf Leis­tun­gen der Jugend­hil­fe begeg­net werden?

Clau­dia Köh­ler (MdL), 11.12.2018

Das Staats­mi­nis­te­ri­um hat mei­ne Anfra­ge wie folgt beant­wor­tet:

Bei Ent­schei­dun­gen zur soge­nann­ten wirt­schaft­li­chen Jugend­hil­fe gem. § 90 SGB VIII han­deln die Kom­mu­nen im eige­nen Wir­kungs­kreis. Eine Über­sicht zur Hand­ha­bung aller Jugend­äm­ter liegt dem Staats­mi­nis­te­ri­um nicht vor, eine aktu­el­le Pro­blem­an­zei­ge ver­gleich­bar Würz­burg besteht nicht.

Das Staats­mi­nis­te­ri­um ist bereits früh­zei­tig auf den Baye­ri­schen Städ­te­tag und den Baye­ri­schen Land­kreis­tag zuge­gan­gen und hat die Rechts­auf­fas­sung der Staats­re­gie­rung zur Nicht­be­rück­sich­ti­gung des Fami­li­en­gelds im Kon­text des § 90 SGB VIII deut­lich gemacht. Zusätz­lich wur­de mit Schrei­ben von Anfang Sep­tem­ber 2018 unter ande­rem dar­auf hin­ge­wie­sen, dass eine Dop­pel­be­rück­sich­ti­gung bei Bezug von SGB II-Leis­tun­gen fak­tisch aus­schei­det. Denn der Ein­satz des Fami­li­en­gel­des kann nicht zugleich für den Lebens­un­ter­halt und für den Kita-Bei­trag ver­langt wer­den. Sowohl der Sozi­al­aus­schuss des Städ­te­tags als auch des Land­kreis­tags haben sich zwi­schen­zeit­lich in ihren Beschlüs­sen zum Fami­li­en­geld eben­so gegen eine Dop­pel­be­rück­sich­ti­gung ausgesprochen.

Zur noch­ma­li­gen Dar­stel­lung der Rechts­auf­fas­sung der Staats­re­gie­rung ist ein Schrei­ben des Staats­mi­nis­te­ri­ums an die Jugend­amts­lei­tun­gen der kreis­frei­en Städ­te und Land­krei­se vorgesehen.

Staats­mi­nis­te­ri­um für Fami­lie, Arbeit und Sozia­les, 11.12.2018

Wenn das Geld defi­ni­tiv abge­zo­gen wird, hel­fen diver­se Rechts­auf­fas­sun­gen, die die ver­ant­wort­li­chen Minis­te­rIn­nen in der Ant­wort ver­kün­den, wenig. Das Geld kommt genau bei den Fami­li­en, die Unter­stüt­zung bräuch­ten, nicht an. Das ist ungerecht.

Mei­ne Land­tags­kol­le­gin und sozi­al­po­li­ti­sche Spre­che­rin der Grü­nen Frak­ti­on Kers­tin Celi­na ergänzt dazu:

„Seit dem Som­mer belässt die Staats­re­gie­rung die aus­füh­ren­den Behör­den und die Fami­li­en in die­ser rechts­un­si­che­ren Lage. Nur über die Bun­des­ebe­ne könn­te eine ech­te Kin­der­grund­si­che­rung ein­ge­führt wer­den. Dazu fehlt jedoch den regie­ren­den Par­tei­en der poli­ti­sche Wille.“

Kers­tin Celi­na (MdL), 7.1.2019

 

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