Baye­ri­scher Film­preis — Poli­tik im Kino

Kino ist ein wich­ti­ges Kul­tur­gut unse­rer Gesell­schaft. Die Baye­ri­sche Staats­re­gie­rung ver­leiht seit 1979 auf Vor­schlag einer unab­hän­gi­gen Jury den Baye­ri­schen Film­preis für her­vor­ra­gen­de Leis­tun­gen im deut­schen Film­schaf­fen.  An der dies­jäh­ri­gen Ver­lei­hung mit groß­ar­ti­gen Preisträger*innen und Laudator*innen durf­te ich zusam­men mit mei­nem Mann teilnehmen.

Sehr beein­dru­ckend waren die poli­ti­schen State­ments der Lau­da­to­ren Land­rat a.D. Schu­ie­rer zum Film “Wackers­dorf” und des Life­line-Kapi­täns Claus-Peter Reisch zum Film “Eldo­ra­do”, denen mit Stan­ding Ova­tions des Publi­kums zuge­stimmt wurde.

Der Ehren­preis wur­de an Roland Emme­rich ver­lie­hen, bekannt als Autor, Pro­du­zent und Regis­seur unter ande­rem für den Kata­stro­phen­film „The Day After Tomor­row“. Im Film kommt es im Zuge der glo­ba­len Erwär­mung zum Abtau­en der Polar­glet­scher, was mehr Süß­was­ser in die Ozea­ne lei­tet. Dies wie­der­um beein­träch­tigt den Golf­strom und führt bin­nen weni­ger Tagen zu einer Eis­zeit auf der Nord­halb­ku­gel. Vor­ab hat­te der Kli­ma­for­scher Jack Hall die­ses Sze­na­rio pro­gnos­ti­ziert, wur­de aber von der Regie­rung der USA nicht Ernst genom­men. Das ken­nen wir ja auch aus der Rea­li­tät, wenn zum Bei­spiel Donald Trump den Kli­ma­wan­del leug­net. Auf­grund der zu spä­ten Eva­ku­ie­rung fal­len der Eis­zeit Mil­lio­nen Men­schen zum Opfer. Bedroht ist auch der Sohn des Kli­ma­for­schers, der sich zu einem Schü­ler­wett­be­werb nach New York bege­ben hat und dort von einer rie­si­gen Flut­wel­le nebst nach­fol­gen­der Ver­ei­sung über­rascht wird. Unter gro­ßen Anstren­gun­gen und Opfern ret­tet der For­scher schließ­lich sei­nen Sohn. Das wei­te­re Schick­sal der Mensch­heit lässt der Film am Ende offen.

Roland Emme­rich woll­te nach eige­nen Aus­sa­gen mit dem Film nicht nur ein Mas­sen­pu­bli­kum anspre­chen, son­dern eine kli­ma­po­li­ti­sche Bot­schaft ver­mit­teln: “Ich habe eine Bot­schaft, die so ein­fach und bekannt ist, dass sie eigent­lich kei­ne Bot­schaft mehr ist: Wir dür­fen unse­ren Pla­ne­ten nicht zerstören.”

Trägt er zur Auf­klä­rung bei oder schürt er nur irra­tio­na­le Ängs­te? Die­se Fra­ge ver­sucht eine empi­ri­sche Stu­die des Euro­pean Cli­ma­te Forum, des Pots­dam-Insti­tuts für Kli­ma­fol­gen­for­schung und der Uni­ver­si­tät Pots­dam von 2007 zu beant­wor­ten. Mit­tels Umfra­gen wur­de unter­sucht, wel­che Aus­wir­kun­gen der Film auf das Publi­kum tat­säch­lich hat.  Die Stu­die kommt zu fol­gen­den Ergebnissen:

  1. Das media­le Echo zum Film hat Auf­merk­sam­keit und ansatz­wei­se auch Pro­blem­be­wusst­sein geschaf­fen. Für vie­le Kli­ma­ex­per­ten taten sich die Türen zu Medi­en auf, in denen sie vor­her nie­mals zu erschei­nen geglaubt oder auch befürch­tet hätten.
  2. Obwohl der Film selbst nach den Ursa­chen des Kli­ma­wan­dels so gut wie nicht fragt und sich auch über­haupt nicht um Gegen­maß­nah­men küm­mert, geben sehr vie­le Kino­gän­ger spon­tan an, sie hät­ten aus dem Film gelernt, dass man viel oder alles tun soll­te, um das Kli­ma zu schützen.
  3. Mit Blick auf die Rol­len­ver­tei­lung im Kli­ma­schutz för­dert der Film eine wei­te­re Dele­ga­ti­on der pri­mä­ren Ver­ant­wor­tung an Wirt­schaft und vor allem Regie­rung und Staat. NGOs und ein­zel­ne Bür­ger wer­den erst als mit­tel oder weni­ger wich­tig angesehen.
  4. Die Besu­cher erwar­ten mehr­heit­lich, dass sich Deutsch­land im Rah­men der inter­na­tio­na­len Kli­ma­po­li­tik wei­ter­hin füh­rend enga­gie­ren soll.

Die Kli­ma­kri­se ist eines der wich­tigs­ten poli­ti­schen The­men unse­rer Zeit. Die Men­schen erwar­ten zurecht, dass die Poli­tik sich dem The­ma annimmt. Dafür gehen immer wie­der tau­sen­de Men­schen auf die Stra­ßen. Zuletzt auch die vie­len Schü­le­rin­nen und Schü­ler im Rah­men der #Fri­days­For­Fu­ture Demos. “Wir for­dern, dass die Poli­ti­ker die Kli­ma­kri­se end­lich ernst neh­men und unse­re Zukunft bewah­ren”, sagt zum Bei­spiel Lui­sa Neu­bau­er, die Schü­ler und Stu­die­ren­de vertritt.

Ich bin froh, dass die groß­ar­ti­ge Umwelt- und Kli­ma­be­we­gung und der Ein­satz mei­ner Par­tei ers­te Erfol­ge zei­gen. Die Koh­le­kom­mis­si­on hat am Sams­tag, 26.1. ihren Bericht vor­ge­legt. Bis Ende 2038 soll der Koh­le­aus­stieg rea­li­siert wer­den. Das ist ein Mini­mal­kom­pro­miss, um unse­re Kli­ma­zie­le über­haupt errei­chen zu kön­nen. Wenn es gelingt, im Strom­sek­tor vor­an­zu­kom­men, dann gibt das auch Moti­va­ti­on in der Land­wirt­schaft und im Ver­kehr vor­an­zu­kom­men. Als stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de des Haus­halts­aus­schus­ses set­ze ich mich dafür ein, dass für nach­hal­ti­gen Kli­ma­schutz aus­rei­chend Mit­tel bereit gestellt wer­den, denn die Kli­ma­kri­se ist kei­ne Fiktion.

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