Klimaschutz ist Katastrophenschutz, so mein Kollege Johannes Becher MdL in der Plenardebatte zur aktuellen Stunde. Rettungsdienste, Feuerwehren und das THW hatten in den letzten Tagen viel zu tun. Starkregen und Hagel sorgen für viele Einsätze. Die Regierungskoalition bedankte sich dafür mit einer aktuellen Stunde im Rahmen der 87. Plenarsitzung des Bayerischen Landtags unter dem Titel “Rettungsdienste, Feuerwehren, THW — Säulen unserer Gesellschaft”. Schöner Titel, schöne Worte. Aber dabei darf es nicht bleiben!
Ich selbst bin in der Feuerwehr Unterhaching groß geworden und meine Söhne rücken inzwischen auch alle aus.
Und natürlich danken wir allen, die sich nach der Arbeit, nachts, am Wochenende für unser aller Sicherheit einsetzen. Aber: Diese Einsatzkräfte hätten wesentlich weniger zu tun, wenn die Regierungen sich mehr um Klimaschutz kümmern würden.
Aber: Diese Einsatzkräfte hätten wesentlich weniger zu tun, wenn Regierungen rechtzeitig vorgesorgt hätten. Denn die Feuerwehren, das THW sind durch nicht vorhandene Klimaschutzmaßnahmen wesentlich mehr betroffen als früher und die Extremwetterereignisse werden weiter zunehmen. Klimaanpassungsmaßnahmen in den Kommunen, Pläne für Starkregenereignisse und Dürreperioden, das alles ist dringend notwendig und kostet Geld, das der Freistaat den Kommunen zur Verfügung stellen muss.
Aber nicht nur das. Die Finanzierungsmodelle und die Ausbildungsversorgung sind vor Jahrzehnten schon stehengeblieben. Die Kommunen brauchen mehr Mittel, um Schulung, Feuerwehrhäuser und Gerätschaften zu finanzieren. Gerade in den Ballungsräumen gewinnen wir zur Zeit viele junge Leute für den Dienst bei THW und Feuerwehren. Das ist gut und wichtig, denn die Anforderungen steigen: Verkehrsunfälle, chemische Betriebe, Industriegebiete, radiologische Praxen, da kann man nur mit Nachwuchsförderung und bester Ausbildung drauf reagieren, um technologisch auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Aber das nützt alles nichts, wenn man jahrelang auf einen Platz für die Ausbildung warten muss. Auf Gerätewartkurse: bis zu 2 Jahren. Für den oder die Drehleitermaschinistin gibt es selbst für große Wehren 1 Platz pro Jahr. Durch abgesagte Corona-Lehrgänge ist dieser Stau noch schlimmer geworden.
Da braucht es endlich Standortschulungen vor Ort und zwar flächendeckend und natürlich die Finanzierung dazu, das ist klar Staatsaufgabe.
Und als Kreisrätin weiß ich: Die Landkreise und die Kommunen finanzieren zahlreiche weitere, notwendige Investitionen, die definitiv Staatsaufgabe wären. Bei mir im Landkreis entsteht z.B. gerade ein Schulungszentrum mit Übungsgelände und einer Übungshalle, eigentlich wäre der Freistaat zuständig.
Gerade kleinere Feuerwehren, ehrenamtliche Kommandantinnen und Kommandanten brauchen dringend Unterstützung bei Verwaltung und Wartung: hauptamtliche Gerätewarte, und zwar ordentlich bezahlt, denn hier ist hochqualifiziertes technisches Knowhow nötig. Schläuche, Schutzkleidung, Atemschutzgeräte – alles müssen die Ehrenamtlichen in der Freizeit selber durch die Landkreise kutschieren, um es warten und reparieren zu lassen. Das geht von der Zeit für Schulungen ab und ja, auch von der Zeit für die so gern beschworene Kameradschaft. Eine Feuerwehr in meinem Stimmkreis klagt nun sogar gegen die Regierung von Oberbayern, damit sie endlich eine Förderung für die lebensnotwendigen Atemschutzwerkstatt bekommt.
Eine aktuelle Stunde, in der von der Regierung mal wieder nur warme Worte verkündet werden, ist nicht genug. Junge Leute, die so hängen gelassen werden, haben echte Antworten verdient und nicht nur ein herzliches Vergelts Gott.
Die gesamte Rede hören Sie hier: (auf den grünen Link klicken).
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