Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Es freut mich sehr, dass die Kommunalmilliarde, die wir GRÜNEN schon zu den Haushaltsberatungen zum Nachtragshaushalt 2025 beantragt haben, bzw. die Botschaft, den Kommunen, den Städten, den Landkreisen, den Gemeinden und den Bezirken endlich unkompliziert zu helfen, endlich durchsickert. Jetzt muss eigentlich nur noch die Staatsregierung verstehen, dass die Kommunen in Bayern Hilfe brauchen und zwar schnell.
Das Vertrauen in eine funktionierende Politik, in die öffentliche Hand wird vor Ort gestärkt oder eben erschüttert. Wir haben konkrete Anträge zur Kommunalmilliarde bei den Haushaltsberatungen eingebracht, weil die Investitionen vor Ort passieren. In Bayern sind alle Fördermitteltöpfe dafür aber längst leer; die Projekte geraten ins Stocken. Da nützen, lieber Herr Kollege Pohl und lieber Herr Kollege Hofmann, Selbstlob und Beweihräucherung – “Wir sind so toll” – und der Appell “Liebe Kommunen, versteht doch endlich, wie gut es euch geht” nichts.
Den Kommunen geht es momentan nicht gut. Wenn das Schwimmbad schließt, weil die Gemeinde sparen muss, wenn der Bustakt ausgedünnt wird, weil der Landkreis kein Geld mehr hat, wenn die Kinder es vermeiden, in der Schule auf die Toilette zu gehen, weil die Toilette so scheußlich ist und das Geld für die Renovierung fehlt, wenn der Gemeinderat die billigste aller Lösungen – Beruhigen Sie sich! Getroffen würde ich sagen! – für den Ganztag wählen muss, weil mehr Fachkräfte einfach zu teuer wären, wenn, wie es mir ein Bürgermeister letzte Woche erzählt hat, 65 Seniorenwohnungen erst einmal doch nicht gebaut werden können, weil der Fördertopf leer ist, wenn die Radwege nur eine Idee bleiben, wenn gute Hochwasserschutzkonzepte aus Geldgründen nicht weiterverfolgt werden, wenn der Anschluss an das Wärmenetz und zum Beispiel die Geothermie noch jahrelang warten müssen, weil die Gemeinde kein Geld hat, und wenn wir an den Zuschüssen für die Ehrenamtlichen und Vereine vor Ort sparen müssen, dann verliert man das Vertrauen in gute Politik.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das dürfen wir nicht zulassen. Da darf die Staatsregierung in Bayern nicht länger zuschauen. Die Investitionen passieren vor Ort, und die Investitionen müssen jetzt antizyklisch umgesetzt werden. Es ginge ganz leicht, den Kommunen in Bayern mehr vom Steueranteil zu geben – mindestens eine Kommunalmilliarde –; denn in der Rücklage waren Ende 2023 – wir werden darüber heute noch reden, weil die Jahresrechnung jetzt da ist – 10 Milliarden Euro, und im Haushaltsvollzugsbericht 2024 steht auch, dass ein positives Ergebnis erwartet würde.
Wie heute in der Zeitung zu lesen ist, kommen jetzt auch noch unerwartete circa 4 Milliarden Euro aus einer Erbschaftsteuereinnahme drauf. Darüber hinaus kommen – Sie haben es beide erwähnt – die Kompensationen für die Steuerausfälle vom Bund dazu. Das heißt, es muss jetzt Schluss mit dem Gejammer und mit den Ausreden sein. Sie müssen ins Tun kommen! Bayern muss den Kommunen jetzt schnell und effizient helfen; eigentlich muss Bayern das schon lange und eigentlich auch ohne die Bundesmittel.
Als Allererstes gehört dazu die pünktliche Vorlage des Haushaltsplans. Die ersten Verlautbarungen, Sie würden bis zur Novembersteuerschätzung warten wollen, würden bedeuten, dass die Kommunen dann alles innerhalb von vier Wochen planen müssten. Das geht nicht. An Ihrer Verzögerung hängen alle anderen – die Kommunen, die Träger und Fördergeldempfänger unserer sozialen Infrastruktur, unsere Träger von Kinderbetreuung, Schuldnerberatungen und anderen sozialen Leistungen. Ein später Haushalt spart im Vollzug. Das weiß ich auch. Wenn man erst zur Jahreshälfte den Haushalt für das laufende Jahr beschließt, wie das in den letzten beiden Jahren der Fall war, dann stehen alle neuen Stellen und alle neuen Mittel erst zum zweiten Halbjahr zur Verfügung. Das ist nicht der Sinn einer guten Politik.
Sie, die Regierungsfraktionen, sind dafür verantwortlich, die Kommunen vor Ort handlungsfähig zu halten und das Vertrauen in die öffentliche Hand zu stärken. Wenn Sie das nicht schaffen, weil Sie viel zu lang zugewartet haben, müssen Sie einen zweiten Nachtrag 2025 – auf den Weg bringen.
Medienecho:
Kommt eine Kommunalmilliarde? — Frankenpost
Hier meine Rede als Video:




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