Ehrengast Marianne Birthler (2.v.r.) mit Ruth Müller MdL, Fraktionsvorsitzendem Holger Grießhammer, mir, Präsidentin der Synode Annekathrin Preidel und Landesbischof Christian Kopp (v.r.)

Früh­jahrs­syn­ode in Augs­burg – Mari­an­ne Birth­ler – christ­li­cher Glau­be und poli­ti­sche Verantwortung

Die Lan­des­syn­ode stand dies­mal unter dem Mot­to „Dia­ko­nie in Kir­che und Gesell­schaft“, der Eröff­nungs­got­tes­dienst war der Start zur Früh­jahrs­samm­lung. Die sozia­len Trä­ger wie Dia­ko­nie, Cari­tas, AWO, Pari­tä­ti­scher gera­ten immer mehr unter Druck ange­sichts stei­gen­der Auf­ga­ben und klam­mer Kas­sen. Auch die kirch­li­chen Mit­tel wer­den auf­grund des sin­ken­den Steu­er­auf­kom­mens durch Kir­chen­aus­trit­te oft dis­ku­tiert. Dabei waren sich auch auf die­ser Tagung alle Syn­oda­le einig, dass die Dia­ko­nie das „Gesicht“ der Kir­che ist. Vie­le Diens­te wie Wohn­raum­hil­fe, Inte­gra­ti­ons­be­ra­tung u.a. stell­ten sich im Foy­er im Augs­bur­ger Kon­gress­zen­trum vor.

Lan­des­bi­schof Chris­ti­an Kopp

In ihren Berich­ten waren sich Lan­des­bi­schofs Chris­ti­an Kopp und die Prä­si­den­tin der Syn­ode Anne­kath­rin Prei­del einig, dass Kir­che stö­ren darf und muss, laut sein soll und die Lie­bes­bot­schaft Got­tes hin­aus­tra­gen soll.

Die Syn­ode ist ein biss­chen orga­ni­siert wie ein Lan­des- oder Bun­des­par­la­ment: Es gibt ver­schie­de­ne Strö­mun­gen, in Arbeits­krei­sen orga­ni­siert, Aus­schüs­se, die über Vor­la­gen und Anträ­ge bera­ten und mit­be­ra­ten. Und als Gemein­de, Ehren­amt­li­che oder Haupt­amt­li­che kann man Ein­ga­ben an die „hohe Syn­ode“ stel­len, die dann bera­ten und abge­stimmt werden.

Natür­lich wur­de in Augs­burg die Con­fes­sio August­a­na immer wie­der ange­spro­chen, 2030 wird sie 500 Jah­re alt. Das Augs­bur­ger Bekennt­nis ist eine Zusam­men­fas­sung luthe­ri­scher Leh­re und Pra­xis, das auf dem Reichs­tag in Augs­burg 1530 Kai­ser Karl V. über­ge­ben wurde.

Ein beson­de­res Ergeb­nis war dies­mal zu ver­mel­den: Die baye­ri­sche Lan­des­syn­ode ermög­licht die “Trau­ung für alle”, also auch für gleich­ge­schlecht­li­che Paa­re. Die Arbeits­ge­mein­schaft Que­er hat­te im Herbst 2023 von der Lan­des­syn­ode den Auf­trag bekom­men, die «Dis­kri­mi­nie­rung que­er leben­der Per­so­nen in der Ver­gan­gen­heit» auf­zu­ar­bei­ten und zu über­le­gen, «wie sie in Zukunft auf recht­li­chen und struk­tu­rel­len Ebe­nen zu redu­zie­ren ist».

Mein per­sön­li­ches High­light die­ser Tagung war der erst­mals von uns Lan­des­po­li­ti­ke­rin­nen Grü­ne und SPD gemein­sam orga­ni­sier­te Emp­fang. Es war uns gelun­gen, Mari­an­ne Birth­ler als Ehren­gast zu gewin­nen. Sie war wäh­rend der DDR in der Oppo­si­ti­on im Arbeits­kreis Soli­da­ri­sche Kir­che und in der Initia­ti­ve Frie­den und Men­schen­rech­te aktiv und so am ja auch als evan­ge­li­sche Revo­lu­ti­on bezeich­ne­ten Sturz der SED-Dik­ta­tur betei­ligt. Als Bun­des­be­auf­trag­te für die Unter­la­gen der Staats­si­cher­heit arbei­te­te sie dann an ver­ant­wort­li­cher Posi­ti­on an der Auf­ar­bei­tung der Fol­gen die­ses Unrechtsstaates.

Sie sprach mit dem Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den der SPD im Land­tag Hol­ger Grieß­ham­mer über die Bedeu­tung des christ­li­chen Glau­bens auch für poli­ti­sches Enga­ge­ment. „Das Evan­ge­li­um ist ein Kom­pen­di­um der Frei­heit“ so Mari­an­ne Birth­ler. Kir­che habe im tota­li­tä­ren DDR-Staat einen siche­ren Raum gebo­ten für freie Mei­nungs­äu­ße­rung und Ein­üben von Dis­kus­si­ons­kul­tur. Gera­de ange­sichts der Schil­de­run­gen aus der Zeit nach dem Zusam­men­bruch des Unrechts­re­gimes DDR wur­den Fra­gen wie Reue und Ver­ge­bung sowie Mög­lich­kei­ten eines Neu­an­fangs in einer Gesell­schaft diskutiert.

Sie sehen schon, Mari­an­ne Birth­ler hat mich sehr beein­druckt und ich wer­de noch lan­ge an die­se schö­ne Früh­jahrs­syn­ode zurückdenken.

V.l. Ste­pha­nie Schuh­knecht, MdL, Johan­nes Bescher, MdL Clau­dia Köh­ler, MdL, Cemal Bozoğ­lu, MdL, Jür­gen Mis­tel, MdL, Mari­an­ne Birth­ler, Chris­ti­an Kopp, Lan­des­bi­schof, Sabi­ne Weig­and, Regio­nal­bi­schof Tho­mas Prie­to Peral, MdL, Gabrie­le Trie­bel, MdL, Eva Let­ten­bau­er, MdL, Melit­ta Hipp­ke, BezR.

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