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Schrift­li­che Anfra­ge: “Umgang des Frei­staats Bay­ern mit Grund­stü­cken und Gebäu­den aus (ehe­mals) jüdi­schem Besitz”

Gemein­sam mit mei­ner Kol­le­gin San­ne Kurz und mei­nem Kol­le­gen Tim Par­gent stell­te ich fol­gen­de Anfra­ge “Umgang des Frei­staats Bay­ern mit Grund­stü­cken und Gebäu­den aus (ehe­mals) jüdi­schem Besitz” an das Baye­ri­sches Staats­mi­nis­te­ri­um für Finan­zen und Heimat:

 

Fra­ge 1.1: Wie vie­le Immo­bi­li­en hat der Frei­staat Bay­ern ab 1949 auf Grund­la­ge der Kon­troll­rats­di­rek­ti­ve an sich selbst statt an die frü­he­ren Eigen­tü­mer über­schrie­ben (bit­te tabel­la­risch auflisten)?

Ant­wort: Es exis­tiert kei­ne sta­tis­ti­sche Erfas­sung der ab 1949 durch­ge­führ­ten Rück­erstat­tungs­ver­fah­ren. Die ent­spre­chen­den Rück­erstat­tungs­ak­ten befin­den sich mitt­ler­wei­le in den baye­ri­schen Staatsarchiven.

 

Fra­ge 1.2: Wie ist der Frei­staat Bay­ern in die­ser Zeit bis heu­te mit den Rück­ga­be­er­su­chen der ehe­ma­li­gen Eigen­tü­mer umge­gan­gen (bit­te tabel­la­risch pro Immo­bi­lie angeben)?

Ant­wort: Vgl. Ant­wort zu Fra­ge 1.1.

 

Fra­ge 1.3: Wie wird die Vil­la in der Möhl­stra­ße 12a in Mün­chen-Bogen­hau­sen aktu­ell genutzt?

Ant­wort: Aktu­ell befin­den sich in der Immo­bi­lie sechs Miet­woh­nun­gen im Bestand der Gesell­schaft für den Staats­be­diens­te­ten­woh­nungs­bau in Bay­ern mbH (Sta­di­bau).

 

Fra­ge 2.1: Soll­te die Vil­la zu Wohn­zwe­cken genutzt wer­den, besteht ein Miet­ver­hält­nis zwi­schen dem Frei­staat und den Bewohner*innen?
Fra­ge 2.2: Ist eine Anmie­tung der Woh­nun­gen über den frei­en Markt mög­lich oder ist dies Beam­tin­nen und Beam­ten des Frei­staats vorbehalten?
Fra­ge 2.3: Wenn 2.2 mit ja bew­ant­wor­tet wird, wel­che Kri­te­ri­en müs­sen die­se Per­so­nen erfül­len, um für eine Anmie­tung der Räumglich­kei­ten zu Wohn­zwe­cken in Fra­ge zu kommen?

Ant­wort: Die Fra­gen 2.1 bis 2.3 wer­den auf­grund des Sach­zu­sam­men­hangs gemein­sam wie folgt beantwortet:
Die Wohn­ein­hei­ten wur­den der Sta­di­bau zum 1. Janu­ar 1995 vom Frei­staat Bay­ern im Pacht­ver­hält­nis über­tra­gen und unter­lie­gen dem Bele­gungs­recht der staat­li­chen Woh­nungs­für­sor­ge. Die Mie­ter wer­den durch die Woh­nungs­für­sor­ge­stel­le des Lan­des­amts für Finan­zen benannt, der Miet­ver­trag wird direkt mit der Sta­di­bau geschlos­sen. Woh­nungs­für­sor­ge­be­rech­tigt sind gemäß den Baye­ri­schen Woh­nungs­ver­ga­be­richt­li­ni­en die Beschäf­tig­ten des Frei­staa­tes Bay­ern, der Uni­kli­ni­ka und der Baye­ri­schen Staatsforsten.

 

Fra­ge 3.1: Wel­che Bemü­hun­gen unter­nimmt die Staats­re­gie­rung, um die eige­ne Rol­le von Ent­eig­nun­gen von Ver­folg­ten des NS-Regimes in Bezug auf Immo­bi­li­en aufzuarbeiten?

Ant­wort: Beim Umgang des Frei­staa­tes Bay­ern mit Grund­stü­cken und Gebäu­den aus (ehe­mals) jüdi­schem Besitz bestehen aus Sicht der Staats­re­gie­rung ent­schei­den­de Unter­schie­de zu den Grund­sät­zen für die Resti­tu­ti­on von NS-ver­fol­gungs­be­dingt ent­zo­ge­ne­nen Kul­tur­gü­tern. Für die Rück­ga­be von Immo­bi­li­en in Deutsch­land nach 1945 wur­den spe­zi­fi­sche gesetz­li­che Rege­lun­gen — ange­fan­gen mit dem Gesetz Nr. 59 der Mili­tä­tr­re­gie­rung im ame­ri­ka­ni­schen Kon­troll­ge­biet vom 10. Novem­ber 1947 — geschaf­fen, die kla­re Antrags­fris­ten und recht­lie Ver­fah­ren vor­se­hen. Beru­hend auf den vor­han­de­nen gesetz­li­chen Grund­la­gen wur­de in jedem Fall, im dem Rück­erstat­tungs­an­sprü­che ane­mel­det wur­den, ein indi­vi­du­el­les Ent­schä­di­gun­ges­ver­fah­ren vo rden Wie­der­gut­ma­chungs­be­hör­den durch­ge­führt. Hin­ter­grund die­ser Vor­ge­hens­wei­se war, dass der Bele­gen­heits­ort von Immo­bi­li­en stets bekannt war, wäh­rend Kul­tur­gü­ter bzw. Kunst­wre­ke oft­mals nciht mehr auf­find­bar waren und al sver­schol­len gal­ten. Aus die­sem Grund beschrän­ken sich die Washing­to­ner Erklä­rung  und die wei­te­ren Bemü­hun­gen zur Pro­ve­ni­enz­for­schung auf Kul­tur­gü­ter. Immo­bi­li­en sind von die­sem Regel­werk nicht umfasst.

 

Die Fra­gen und Ant­wor­ten der Anfra­ge  fin­den Sie hier:

Kurz_Koehler_Pargent__Umgang_des_Freistaats_Bayern_mit_Grundstuecken_und_Gebaeuden_aus_ehemals_juedischem_Besitz

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