Bayerns Städte und Gemeinden befinden sich teils in einer alarmierenden Finanzlage, die kommunalen Spitzenverbände schlagen schon lange Alarm. Die Landtags-Grünen fordern deshalb für den Nachtragshaushalt eine Milliarde Euro mehr für die Kommunen – die „Kommunalmilliarde“.
Darin stecken mehr Mittel für Schlüsselzuweisungen, auskömmliche Finanzierung der staatlichen Aufgaben an den Landratsämtern, genügend Mittel für die Pflichtaufgaben der Bezirke und eine Aufstockung der Förderung für für Schulbau- und Schulbausanierung. Die genaue Zusammensetzung der Kommunalmilliarde finden Sie hier Übersicht_Kommunalmilliarde
Leider bleibt aber nach der ablehnenden Haltung der Regierungsfraktionen von CSU und FW zu unseren Anträgen in den Haushaltsberatungen die Frage: Was hält die Regierungsfraktionen davon ab, den Kommunen deutlich stärker zu helfen als bisher? Die Steuereinnahmen sind 2024 noch einmal gestiegen, die Rücklage wächst.
Einen kleinen Teilerfolg können wir Grüne vom letzten Tag der Beratungen im Ausschuss vermelden: Nach unseren Anträgen zur Kommunalmilliarde wurden wenigstens für die Bedarfszuweisungen und Stabilisierungshilfen zusätzlich 50 Mio Euro als Verpflichtungsermächtigung ab 2026 eingestellt.
“Es gibt viel zu tun und es wäre viel – auch ohne neue Schulden – jetzt schon möglich. Aber dieser Haushaltsentwurf leistet dazu leider keinen Beitrag. Unsere Kommunalmilliarde liegt noch immer auf dem Tisch, um den Landkreisen, Gemeinden und Bezirken zu helfen. Bis zum Plenum Anfang April darf zugestimmt werden.”
Zu einigen unserer Anträge im Einzelnen:
„Kommunen stärken — Schlüsselmasse erhöhen“ Antrag Schluesselzuweisungen
Die Ausgaben der Kommunen steigen in vielen Fällen deutlich schneller als die Einnahmen. Für finanzschwächere Kommunen ist der Sparzwang teils schon so akut, dass sie sogar schon bei den Pflichtaufgaben sparen und diese nicht mehr im vollen Umfang erfüllen. Eine Erhöhung der Schlüsselmasse ist dringend nötig, damit die betroffenen Kommunen handlungsfähig bleiben bzw. es wieder werden! Der Investitionsbedarf, gerade in den Bereichen Klimaschutz, Energiewende, Wohnen, Kinderbetreuung und ÖPNV, ist groß. Die Grünen fordern, dass der Anteil der Kommunen am allgemeinen Steuerverbund schrittweise auf 15 Prozent angehoben wird – bis eine solche Anhebung für die Kommunen jedoch haushaltswirksam wird, muss die Anhebung der Schlüsselzuweisungen über den Haushalt finanziert werden.
Was sind Schlüsselzuweisungen? Schlüsselzuweisungen sind zweckfreie Zuweisungen im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs und sind eine wesentliche Einnahmequelle für die bayerischen Gemeinden und Landkreise. Sie fließen steuer- oder umlageschwachen Kommunen zu und verbessern deren finanzielle Leistungsfähigkeit. Die Mittel stehen zur freien Verfügung zur Erfüllung der Aufgaben und zur Stärkung der kommunalen Eigenverantwortung und Selbstverwaltung.
„Die Kommunen müssen gerade jetzt wichtige Projekte anschieben – ob Schulsanierungen, Kitaausbau oder Wärmenetze, alles ist dringend. Unsere Städte und Gemeinden müssen sich zukunftsfest aufstellen. Die Staatsregierung macht ihnen mit ihrer Haushaltsplanung aber das Leben schwer. Sie zwingt den Kommunen immer mehr Kosten auf und damit drastische Sparmaßnahmen, die die Gemeinden schon jetzt teils in Schieflage bringen. Diese Staatsregierung lässt die Gemeinden im Stich.“
„Kommunen stärken — Schulbau und Schulsanierung“ Antrag Hochbau_Schulbau
Die Grünen fordern für das Jahr 2025 eine Erhöhung um 170 Millionen Euro. Bisheriger Haushaltsansatz: rund 700 Mio. Euro.
Um Bayerns Schulgebäude steht es vielerorts schlecht. Die Sparmaßnahmen der vergangenen Jahre machen sich mittlerweile stark bemerkbar, wie teils drastische Beispiele zeigen. Da fallen Fenster aus ihren Rahmen, es gibt Schimmelbefall, ausgefallene Heizungen an kalten Wintertagen sowie Schulturnhallen, die wegen Statikproblemen nicht betreten werden dürfen und Schultoiletten, die nicht nutzbar sind. Mit der von den Grünen geforderten Erhöhung der Mittel sollen der Neu- und Umbau sowie Erweiterungs- und Generalsanierungsmaßnahmen an öffentlichen Schulen im Rahmen der Förderung des kommunalen Hochbaus gezielt unterstützt werden.
„Der Zustand vieler Schulen ist schlichtweg unzumutbar und ein Armutszeugnis für den Freistaat Bayern. Es wird immer deutlicher, dass viele Kommunen mit den Sanierungskosten für ihre Schulen schlicht überfordert sind. Der Freistaat muss den Kommunen helfen und dafür sorgen, dass unsere Schulen endlich flächendeckend eine zeitgemäße Ausstattung erhalten.“
„Staatliche Aufgaben in Landratsämtern finanzieren“ Antrag Landkreise-staatliche_finanzieren
Die Grünen fordern für das Jahr 2025 eine Erhöhung um 100 Millionen Euro. Bisheriger Haushaltsbetrag: knapp 506 Mio. Euro.
Für die Erfüllung staatlicher Aufgaben stehen den Landratsämtern zu wenig staatliche Stellen zur Verfügung. Das bedeutet: Die Landratsämter erfüllen diese staatlichen Aufgaben, wie beispielsweise in den Staatlichen Bauämtern oder Unteren Naturschutzbehörden, seit Jahren auch mit kommunalen Mitteln, vor allem mit kommunalem Personal. (Beispiel Landkreis München: 100 Stellen zu wenig, Landkreis muss 18 Mio Euro zusätzlich drauflegen.) Die Landtags-Grünen fordern einen finanziellen Ausgleich für diese Tätigkeiten im Auftrag des Freistaats.
„Die Bayerische Staatsregierung muss endlich Verantwortung übernehmen und die Landkreise entlasten anstatt zusätzlich belasten. Wichtige Aufgaben einfach kalt nach unten weiterreichen, funktioniert nicht länger. Auch hier muss gelten wie überall sonst auch: Wer anschafft, muss zahlen.”
„Bedarfszuweisungen und Stabilisierungshilfen“ Antrag Bedarfszuweisungen
Die Grünen fordern für das Jahr 2025 eine Erhöhung um 100 Millionen Euro (auf 200 Millionen). Bisheriger Haushaltsbetrag: 100 Mio. Euro
Die Finanzlöcher der Kommunen sind in den letzten Jahren massiv angestiegen. Das zeigt auch die deutliche Überzeichnung der zur Verfügung stehenden Mittel im vergangenen Jahr.
„Gerade überschuldeten Kommunen muss dringend geholfen werden! Denn meist betrifft es Orte, die strukturschwach sind, von der negativen demografischen Entwicklung besonders betroffen sind und die sich unverschuldet in einer finanziellen Schieflage befinden. Ihre Finanzlöcher sind in den letzten Jahren massiv angestiegen.“
„Kommunen stärken — Bezirke angemessen ausstatten“ Antrag Bezirke
Die Grünen fordern für das Jahr 2025 eine zusätzliche Erhöhung um 100 Millionen Euro
Die sieben bayerischen Bezirke, die neben den Städten und Gemeinden sowie neben den Landkreisen die dritte kommunale Ebene in Bayern bilden, brauchen eine signifikant bessere finanzielle Ausstattung, um ihren Aufgaben gerecht werden zu können. Die im Haushaltsentwurf vorgesehene Erhöhung (100 Millionen Euro) ist ein zwar Schritt in die richtige Richtung, aber sie ist bei weitem nicht ausreichend. Die Landtags-Grünen fordern daher für 2025 weitere 100 Millionen Euro zusätzlich, damit sie ihre Pflichtaufgaben weiterhin erfüllen können. Mittelfristig wollen die Grünen erreichen, dass die Bezirke eine Milliarde Euro über den Finanzausgleich bekommen. Andernfalls droht die Erhöhung der Bezirksumlagen zu Lasten der kreisfreien Städte und Landkreise – oder die Einschränkung der Leistungen der Bezirke. Das betrifft insbesondere die soziale Teilhabe von Menschen mit Behinderung und die Versorgungsstruktur für ältere Menschen und Menschen mit psychischen Erkrankungen, die Jugendarbeit sowie den Kulturbereich.
„Bei sozialer Teilhabe sparen ist schäbig. Die Bezirke kümmern sich um Menschen mit Behinderungen, um pflegebedürftige Menschen oder psychisch Erkrankte. Mehr als 90 Prozent ihres Etats stecken sie in soziale Leistungen vor Ort. Hier dürfen keine Abstriche gemacht werden.“
Gruene Aenderungsantraege Einzelplan 13
Namentliche Abstimmung Kommunen stärken — Bezirke ausstatten
Medienecho:
Grüne fordern Milliardenhilfen für Kommunen im Land — presse augsburg
siehe dazu auch unseren Beitrag
Zechprellerei des Staates beenden – zusätzliche Kommunalmilliarde jetzt!
Verwandte Artikel
Staatsregierung lehnt Grünen Antrag ab und lässt Walchenseecamp wie Jugendarbeit im Landkreis München im Stich
Die Grünen Landtagsabgeordneten aus dem Landkreis München Claudia Köhler und Dr. Markus Büchler hatten einen Antrag im Bayerischen Landtag eingebracht, um ein Sanierungskonzept für das Walchenseecamp zu erarbeiten – auch…
Weiterlesen »
Grüne Abgeordnete kämpfen weiterhin für die Geothermie im Landkreis München – CSU und FW blockieren notwendige Unterstützung im Landtag
Trotz teils öffentlicher Bekenntnisse im Wahlkampf haben nun die Abgeordneten der CSU und Freien Wähler – auch aus dem Landkreis München – im Plenum gegen Bürgschaften für Geothermieprojekte der Gemeinden…
Weiterlesen »
Claudia Köhler und Dr. Markus Büchler kritisieren Ablehnung der zusätzlichen Milliarde zur Entlastung der Kommunen
Der Landkreis München ist sicher nicht strukturschwach. Trotzdem ringt der Kreistag in den letzten Jahren darum, einen ausgeglichenen Haushalt aufzustellen. Erst in dieser Woche brütete der Finanzausschuss im Kreistag erneut…
Weiterlesen »