Pfle­ge­an­lei­tung för­dern — aber rich­tig! Pra­xis­an­lei­ter­bo­nus soll ohne Richt­li­ni­en ver­ge­ben werden

Ein­ar­bei­tung und Unter­stüt­zung der Aus­zu­bil­den­den und neu­en Kol­le­gen ist eine zusätz­li­che Auf­ga­be im nor­ma­len Arbeits­all­tag der Pra­xis­an­lei­te­rin­nen und ‑anlei­ter. Ein Grund, war­um es  des­halb in Bay­ern zwar knapp 19.000 regis­trier­te Pra­xis­an­lei­te­rin­nen und ‑anlei­ter gibt, aber nur die Hälf­te die­se Tätig­keit über­haupt ausübt.

Um einen posi­ti­ven Anreiz für die Anlei­te­rin­nen und Anlei­ter zu set­zen und die Aus­bil­dungs­qua­li­tät zu ver­bes­sern, wur­den des­halb im Dop­pel­haus­halt 2024/2025 für inno­va­ti­ve Pra­xis­an­lei­tungs­kon­zep­te 2 Mil­lio­nen Euro beschlos­sen. Mit einer Tisch­vor­la­ge wur­de schnell schnell die Begrün­dung im Antrag geän­dert, auf unse­re Nach­fra­ge hin konn­ten kei­ner­lei Kri­te­ri­en der Ver­ga­be genannt werden.

Des­halb haben wir nun, fast ein Jahr spä­ter, nachgefragt.

Das Ergeb­nis ist ernüch­ternd: Ab April 2025 kön­nen Anträ­ge gestellt wer­den und müs­sen bis spä­tes­tens 30.11.2025 am Lan­des­amt für Pfle­ge ein­ge­gan­gen sein, um an die För­de­rung zu kom­men. Es ist als Ein­mal­zah­lung in Form einer Prä­mie in Höhe von 10.000 Euro vor­ge­se­hen pro inno­va­ti­ves Pra­xis­an­lei­tungs­kon­zept. Die Bonus­zah­lung erfolgt in der Rei­hen­fol­ge des Ein­gangs der voll­stän­di­gen Antrags­un­ter­la­gen beim Lan­des­amt für Pfle­ge (LfP).

Im Klar­text heißt das: Nur wer schnell ist, kann die Prä­mie bekom­men. Beson­de­re Kri­te­ri­en für die Ver­ga­be gibt es nicht.

„Wir waren bereits bei den Haus­halts­de­bat­ten skep­tisch, ob es ohne Richt­li­ni­en nicht zu Will­kür käme“,  so Clau­dia Köh­ler. Dass sich nun bestä­tigt, dass das Geld an die gehe, die sich zuerst bewer­ben, sei typisch: „Die Söder-Regie­rung kün­digt Rie­sen­sum­men an, haut mit gro­ßem Tam­tam Geld raus und meint, damit die Pro­ble­me ein­fach über­de­cken zu kön­nen.“ Doch das rei­che nicht, sei womög­lich sogar kon­tra­pro­duk­tiv. „Im schlimms­ten Fall erzeu­gen CSU und Freie Wäh­ler auch noch Unge­rech­tig­keit und schlech­te Stim­mung, wenn es kei­ne fai­ren Kri­te­ri­en für den Bonus gibt“, kri­ti­siert Köhler.

Aber auch die Ver­ei­ni­gung der Pfle­gen­den kri­ti­siert die beschlos­se­nen Prä­mi­en. Zwar freue man sich natür­lich über die Wert­schät­zung, die dadurch der Auf­ga­be ent­ge­gen­ge­bracht wur­de, aber man hät­te doch ein „schlan­ke­res Antrags­ver­fah­ren“ bevor­zugt, sagt Bern­hard Krautz, der bei der VdPB die Pro­fes­si­ons­ent­wick­lung ver­ant­wor­tet, auf Nach­fra­ge dem Münch­ner Mer­kur. „In der jet­zi­gen Form ori­en­tiert es sich auf­grund sei­ner Kom­ple­xi­tät weder an der berufs­päd­ago­gi­schen Pra­xis noch am Zeit­bud­get der Praxisanleitenden.“

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