Nach der Grenzüberfahrt bei Morina führte uns die Reise des Haushaltsausschusses nach Pristina zum Hotel Opera. Auch dort gab es ein politisches Morgen-Briefing mit dem Botschafter, Herrn Jörn Rohde. Diese Briefings mit Informationen durch die deutschen Botschaften waren für uns äußerst hilfreich, die historischen und politischen Zusammenhänge bei den Besuchen und Gesprächen zu verstehen.
Wir trafen uns zuerst im Parlament in Pristina mit Parlamentspräsident Glauk Konjufca. Kosovo ist ein erst 15 Jahre junger Staat mit ca. 1,5 Mio Einwohnern. In Deutschland leben 600.000 Kosovar*innen, davon ca. 150.000 in Bayern. 120 Mio Euro an “Remittances” kommen nach Kosovo, Geld, das im Ausland erarbeitet wurde und an die Familien zurückgeschickt wird. Auffällig war in Kosovo sofort, dass viele junge Leute dort leben. Allerdings wandern jedes Jahr 3 % davon ins Ausland ab. Trotz 5 % Wirtschaftswachstums jedes Jahr gibt es noch keine allgemeine Krankenversicherung und Alterssicherung.
In Kosovo spielt die Braunkohle noch eine sehr große Rolle. Egal, mit welchem Politiker oder Politiker*in wir sprachen — alle kritisierten die duch die EU verhängten Sanktionen gegen Kosovo und erinnerten an den Konflikt und die feindlichen Überfälle Serbiens im Norden der Republik Kosovo.
Nach einem Besuch des serbisch-orthodoxen Klosters Gracanica und einem fantastischen Mittagessen im Ethno Kuca trafen wir im Justizministerium die Justizministerin Albulena Haxhiu. Am Abend folgte noch ein Gespräch mit dem Ausschuss für Äußere Angelegenheit und Diaspora und anschließend ein Abendessen im Restaurant Principessa Gresa auf Einladung der Außenministerin Donika Gervalla-Schwarz. Wie viele Kosovar*innen hat sie lange in Deutschland gelebt, enge familiäre Beziehungen und spricht fließend Deutsch.
Der nächste Tag stand im Zeichen von Gesprächen mit Unternehmen in Kosovo. Zuerst unterhielten wir uns mit der Direktorin der Kosovarisch-Deutschen Wirtschaftsvereinigung KDWV Frau Nora Hasani und besichtigten das Unternehmen Novus im Icon Tower (Geschäftsführer Pleurat Halili).
Anschließend informierten wir uns beim KDWV-Mitgliedsunternehmen Concentrix, das für namhafte deutsche Unternehmen wie Zalando, Allianz, Adidas uvm. Call-Center unterhält. Auffällig war immer wieder, dass im Kosovo viele junge Leute mit Unternehmergeist anpacken und einfach loslegen, sich weder von Bürokratie noch von Politik beirren lassen. Viele der jungen Unternehmer*innen kamen als Kinder mit ihren Eltern als Geflüchtete im Jugoslawienkrieg nach Deutschland. Die humanitäre Hilfe damals, die erworbenen Sprach- und Kulturkenntnisse und die entstandenen Verbindungen lassen heute beide Länder enorm profitieren.
Ein Mittagessen im Restaurant Boho wiederum mit deutsch-kosovarischen Wirtschaftsvertreter*innen gab Gelegenheit zum weiteren Dialog. Am Nachmittag besuchten wir das KDWV-Mitgliedsunternehmen Heimerer Schulen in Malush Kosova, Pristina, deren Dependance wir bereits in Albanien kennengelernt hatten. Explizit für den deutschen Markt werden dort Studiengänge im Pflegebereich angeboten.
Für mich war diese Reise extrem lehrreich. Auf der einen Seite habe ich verstanden, welche Chancen enge Zusammenarbeit bietet, auf der anderen Seite bin ich dankbar für unsere Absicherung mit Krankenversicherung und Rentensystem und der langen Zeit des Friedens, die wir in Deutschland bisher erleben.
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