Die Zeit des Nationalsozialismus ist in der Regionalgeschichte des Chiemgau und im angrenzenden Nordtirol nur wenig erforscht. Wir wissen wenig über Opfer, Verfolgung, Entrechtung, über örtliche Militarisierung und NS-Organisation, Zwangsarbeit und Kriegsgefangenschaft. Lange dominierte auch in Tirol das Schweigen über die NS-Vergangenheit. Ab Mitte der 1980er begannen, auch angestoßen durch das damals neu gegründete Institut für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck, erste Auseinandersetzungen mit der Vergangenheit. Während in Nordtirol Erinnerungskultur stetig zunimmt, braucht der Chiemgau noch Initiativen und Impulse.
Der Heimat- und Geschichtsverein Aschau mit seiner Vorsitzenden Dr. Natascha Mehler hat sich vorgenommen, Erinnerungsarbeit zur Geschichte des Traditionsgaus im Nationalsozialismus zu leisten. Akribisch werden Fotos, Dokumente, Sterbebilder und mündliche Quellen zusammengetragen, koordiniert von Dr. Maria Anna Willer.
Nun gab es einen ersten Workshop in Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Museumsverein Wattens-Volders, gefördert von Euregio, um Einblicke in die ersten Forschungsarbeiten zu geben. Ich habe mich sehr gefreut, zusammen mit meinem Kollegen MdL Sebastian Friesinger die Schirmherrschaft zu übernehmen. Ein Auszug aus meinem Grußwort zum Start des Workshops:
“Sie wohnen in so einer schönen Region, Chiemgau und Nordtirol. Seit jeher geprägt von Kulturlandschaft, Traditionen, Tourismus, Musik, Brauchtum, Christentum.
Und doch gab es auch hier Verfolgung, Entrechtung, Zwangsarbeit und viele für die einzelnen Familien traumatisierende Katastrophen in der Zeit des Nationalsozialismus.Wie konnte es so weit kommen?
Eine Region, die doch sonst zusammengehalten hat und dann doch ihre eigenen Werte verraten hat, bis hin zur Deportationen von jüdischen Mitbewohner*innen.
Einig sind wir uns, dass so etwas nie wieder passieren darf.
Einig sind wir uns sicher auch in der Überraschung, wie verletzlich die Demokratie doch ist und verletzt werden kann. Und wir ahnen, es geht nicht nur um Thüringen und Sachsen, auch bei uns ist die Demokratie in Gefahr und muss verteidigt werden.
Dazu muss man die Vergangenheit kennen.
Politik und Meinungen kann man so und so sehen, aber hier geht es heute um Wissenschaft.
Es ist wichtig, dass Wissenschaftler*innen die Fakten, die Mechanismen, die Verführungen untersuchen und erklären, um zu verstehen, wie es so weit kommen konnte. Den Plan dahinter zu erkennen — damals und heute.Institutionen wie Museumsvereine, Universitäten, Landesamt, Schulen beteiligen sich. Das wird heute im Workshop vorgestellt.
Ich bin stolz, heute Schirmherrin sein zu dürfen. Stolz auf den großartigen Heimat- und Geschichtsverein Aschau im Chiemgau, der das Projekt angestoßen hat, zusammen mit dem Heimatkunde- und Museumsverein Wattens-Volders, der den Workshop ausgearbeitet hat.
Sie alle können stolz auf sich und ihre Arbeit sein.Ich freu mich, mich, zusammen mit Wast Friesinger, MdL, die Schirmherrschaft übernehmen zu dürfen. Denn ich halte es für wichtig, über Parteigrenzen hinweg, dass alle Demokratinnen und Demokraten miteinander, mit und ohne Amt und Mandat die Demokratie verteidigen.
Ich wünschen Ihnen viel Erfolg und kann schon heute alle Unterstützung zusagen!”
Einladungsflyer zum Workshop Aschau
Medienecho:
Euregio-Erinnerungs-Workshop in Aschau — Samerberger Nachrichten
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